Dienstag, 28. Juni 2011

Alles Gute! adlerkuss gratuliert Mel Brooks zum 85. Geburtstag!

Der als Melvin Kaminsky am 28. Juni 1926 in New York geborene Oscarpreisträger und Quatschmacher Mel Brooks ist hauptsächlich für seine aberwitzigen Genreparodien bekannt. Weder das Weltall (Spaceballs), noch die Weltgeschichte (Die verrückte Geschichte der Welt) oder der Sherwood Forest (Robin Hood – Helden in Strumpfhosen) waren vor seinen teils brillanten, teils derben und teils brillant derben Späßen sicher. Seit Mitte der Neunziger Jahre "Dracula – Tot aber glücklich" ziemlich floppte ist es um Brooks, dem die Menschheit auch den Möter (halb Mensch, halb Köter) zu verdanken hat, eher ruhig geworden. Alles Gute, Mel! Möge der Saft dir niemals ausgehen.

Samstag, 25. Juni 2011

Gone, but not forgotten: Michael Jackson starb heute vor 2 Jahren

Der bereits zu seinen Lebzeiten einsetzende und seither natürlich nochmal deutlich verstärkte, sehr ermüdende Ausverkauf mit dutzenden Best-of-Zusammenstellungen, Raritätenschnipseln, Livealben und Remixen täuscht leicht darüber hinweg, wie viele herausragende Stücke (siehe die Tracklist der mit Abstand besten Kompilation "The Essential Michael Jackson") Michael Jacksons Liederkatalog tatsächlich umfasst. Dass seit 1995 nichts musikalisch erwähnswertes mehr gekommen war, hätte man ihm auch verziehen (wann haben schließlich die Rolling Stones zuletzt etwas von Belang veröffentlicht?), doch Jacksons Exzentrik, sein durch eine Hautkrankheit und Schönheitsoperationen entstelltes Gesicht und der Vorwurf des Kindesmissbrauchs, von dem er nur vor Gericht, nie jedoch in weiten Teilen der öffentlichen Wahrnehmung freigesprochen werden konnte, hatten ihr übriges dazu getan, Jackson zu einer tragischen (Witz-)Figur verkommen zu lassen, deren tragisches Ende – nur 18 Tage vor dem Start einer mit Spannung erwarteten Konzertserie in London – ganz in presleyscher Manier fast folgerichtig erschien. Michael Joseph Jackson, der King of Pop, starb am 25. Juni 2009 mit nur 50 Jahren an einer von seinem Hausarzt verabreichten Überdosis des Schlafmittels Propofol.

Hier der Auftritt des vierzehnjährigen Michael Jacksons bei Oscar-Verleihung 1973, angekündigt von Ben Hur persönlich:

Dienstag, 21. Juni 2011

Radioheads neuer Song "Staircase"!

Im laufenden Jahr 2011 werden Radiohead-Fans wahrlich mehr als verwöhnt – und das im zweimonatlichen Abstand: Mitte Februar gab es das neue Album "The King of Limbs", Mitte April zum Record Store Day den Nachklapp "Supercollider / The Butcher" und heute nun schon wieder einen neuen Song. Aus der Live-Session "From the Basement", die irgendwann ab 1. Juli bei der BBC zu sehen sein wird, veröffentlichte die Band das Video zu dem Song "Staircase", der sich mit seinen atmosphärischen Klangflächen und seinem starken Akzent auf Perkussion ganz gut und auf hohem Niveau in die Soundwelt von Radiohead anno 2011 einfügt.

Bei dem neuen Konzert im Rahmen der Reihe "From the Basement", bei der die Band schon 2007 aufgetreten war (hier in voller Länge), wurden Radiohead von Portishead-Drummer Clive Dreamer unterstützt und spielten neben dem kompletten "King of Limbs", "Supercollider" und "Staircase" auch noch den weiteren neuen Song "Daily Mail" (den ich dann wohl demnächst hier anpreisen werde...).

Das "Staircase"-Video unten, hier die mp3: Radiohead - Staircase

Montag, 20. Juni 2011

Musikalischer Rundumschlag: Schicker Remix von Belle and Sebastian und eine neue Oper von Damon Albarn!

Das habe ich nicht kommen sehen: Neben einem neuen amüsanten Video für "Come On Sister", einem der geht-so-Tracks aus "Write About Love", das nun auch schon acht Monate auf dem Buckel hat, veröffentlichen Belle and Sebastian auf der dazugehörigen Single auch einen von Richard X gezauberten Remix von "I Didn't See It Coming", der in seinem verträumt reduzierten Arrangement mit fluffigem Beat durchaus das Zeug zum Sommerhit hätte. Und ein animiertes Video gibt's gleich auch noch dazu:

I Didn't See It Coming (Richard X mix) from Belle & Sebastian on Vimeo.



Tausendsassa Damon Albarn (Blur/Gorillaz etc. etc.) hat sich nach der meiner bescheidenen Meinung nach etwas schwer verdaulichen Chinaoper "Monkey: Journey to the West", die 2007 beim Manchester International Festival uraufgeführt worden war, zum zweiten Mal in der Welt des Musiktheaters versucht. "Dr. Dee: An English Opera" beschäftigt sich mit dem Leben von Jon Dee, seines Zeichens Wissenschaftler, Mystiker und Berater von Königin Elizabeth I. Vor der ebenfalls beim MIF in Manchester stattfindenden Premiere am 1. Juli präsentierte Albarn gestern im BBC-Frühstücksfernsehen im akustischen Gewand den der Oper entnommenen wunderschönen Song "Apple Carts", der von der rhythmisch-melodischen Gestaltung her (durchaus passend) auch in Zusammenarbeit mit dem elisabethanischen Komponisten John Downland hätte entstanden sein können. Einfach ein Tausendsassa, dieser Damon!

Zusätzlich zum Video bietet adlerkuss die mp3 dieses absoluten Schmankerls auch noch zum kostenlosen Download: Damon Albarn - Apple Carts

Sonntag, 12. Juni 2011

Dojos' warme Platten: 13 & God und Ja, Panik

13 & God: Own Your Ghost

Am Anfang war der Akkord. Dann kamen 13 Typen und breiteten seltsam blinkende Geräte, verzerrte Gitarren und endlos lange Kabel vor ihm aus. "Wo führen diese Kabel nur hin?" fragte der Akkord. "Zu Gott!" sagten die 13 und als der Akkord neugierig im Synthesizer eines langhaarigen Hornbrillenträgers verschwand, wusste er nicht dass er diesen Ort nicht mehr heil verlassen würde. Ob Gott ihn noch erkannt hätte, den Akkord, wenn er so zerstückelt, verschnürt, und ausgeräuchert vor seiner Tür gestanden hätte? Vermutlich, denn laut Bandname ist er ja ein unverzichtbarer Bestandteil von 13 & God. Der Akkord darf sich also durchaus in guten Händen wähnen auf "Own Your Ghost", dem zweiten Album aus der Kollaboration von The Notwist und Themselves.

Wirkte der Vorgänger noch etwas sperrig und zusammengewürfelt, setzt sich auf "Own Your Ghost" schließlich der eingängige und innovative Spieltrieb beider Combos durch. Fast wirkt es, als ob The Notwist dort weitermachten, wo sie mit "Gone, Gone, Gone" auf ihrem 2008er Release "The Devil, You and Me" aufhörten. Zerbrechliche Akustikriffs und die schmerzhaft sanfte Stimme Micha Achers eröffnen das Album, dem es dann gleich in der zweiten Minute perkussiv klickernd an den Kragen geht. Das folgende, wirr vertrackte "Death Major" ist der erste Höhepunkt der Scheibe. Giftig schlängelt sich der Track vorbei an Trance und Hip Hop, umtänzelt Outkast und Hot Chip. Diesen manchmal poppig klingenden Flirt der Genres kontrastiert Doseones beschwörerisch wispernder Rap mit verstörender Grooviness. Es klickt und knarzt an jeder Ecke, doch hinter allem bleibt die Melancholie zu spüren. Auf "Death Major" in Form von synthethischen Chören, im darauf folgenden "Armored Scarves" im bewährt fragilen acherschen Songwriting. Notwistfans werden spätestens mit dem fünften Track vollkommen zufriedengestellt sein, denn das hymnisch luftige "Old Age" hätte in seiner Klarheit und Brillanz ohne weiteres auch auf dem Meilenstein "Neon Golden" seinen Platz finden können. Verfrickelt und ominös irrt das Album von da an weiter, mit knusprigen Beats und kariösen Synthieläufen, die bei "Death Minor" zu einer psychedelischen Fata Morgana irgendwo zwischen Air und den Beatles verschwimmen.

Unaufdringlich episch geht "Own your Ghost" schließlich zu Ende. Ein fast schon linearer Breakbeat, housige Claps und Störgeräusche aus den Anfängen der Telekommunikation schleichen sich langsam ins Verstummen. Das Album, in seiner Rätselhaftigkeit, gibt sich damit natürlich nicht so schnell zufrieden. Der Akkord will zurück zum Hornbrillenträger. "Own your Ghost", sagt die Repeattaste.

Das gesamte Album gibt es hier im Stream!




Ja, Panik: DMD KIU LIDT

Dass das Zitat ein richtungsweisendes Stilmittel sein kann, wissen wir ja spätestens seit Helene Hegemann und diversen politisch engagierten Doktoranden. Ja, Panik haben dieses Prinzip auf ihrem vierten Album "DMD KIU LIDT" bis ins kleinste Detail perfektioniert. Besser vielleicht: Revolutioniert. Es steckt so viel von Lou Reed, David Bowie, Bob Dylan, Ton Steine Scherben, den Doors, Falco und Blumfeld in ihren Tracks dass es über bloße Beeinflussung hinausgeht. Ja, Panik als Plagiatoren zu bezeichnen, wäre dennoch eine dreiste Fehleinschätzung. Treffender wäre, sie zur gegenwärtig originellsten Band aus dem deutschsprachigen Raum zu erklären.

Die dadaistische Schnörkellosigkeit, die als Grundstimmung durch die letzten drei Alben geisterte, ist auf "DMD KIU LIDT" einer heiteren Tragik gewichen. Gleich der Opener "This Ship Ought to Sink" strotzt vor Lebensbejahung und Resignation. "Diese Welt ist eine schrecklich dunkle Welt" heißt es triumphierend im Refrain, bei dessen Überschwang man nicht genau weiß, ob man dazu schunkeln oder in Tränen ausbrechen will. Das darauf folgende, sanftmütige "Trouble" ist ein Friedensangebot an Plauderton und Weltschmerz, an die süße Verlockung der Ausweglosigkeit, die eins der großen Themen des Albums ist und gleich im nächsten Track "The Horror" zum ohrwurmhaften Abgesang wird: "I didn't burn my guitar, but yes I burned the manifestos."

In der Tat wirken die Texte und Andreas Spechtls Gesang jetzt linearer und unaufgeregter, vor allem bei den Parts in englischer Sprache, die auf "DMD KIU LIDT" überwiegen. Die Experimentierfreude der Band zeigt sich jetzt vor allem in den Kompositionen. Vom karg instrumentierten "Nevermind“" das klingt als hätten sie dafür die Dire Straits in einer Berliner Fußgängerzone aufgegabelt, bis zum androgynen "Surrender", sind es musikalische Welten die Ja, Panik scheinbar mühelos ineinander legen. "The taste of now or never", wie in ebenjenem „Surrender“ besungen, bleibt die verbindende Gemeinsamkeit. Das folgende „Bittersweet“ wirkt dann ein bisschen, als hätte Robert Smith den Song in Jim Morrisons Badewanne in Paris liegen lassen, und Brian Molko ihn dort gefunden. Wie Spechtl da rangekommen ist, weiß man nicht, aber man merkt hier vor allem, dass er nicht bloß kopiert, sondern ein eigensinniger Künstler, mit einer wahnwitzigen Bandbreite an Stimmlagen ist.

"Ich seh' keinen Grund zu warten, denn ich hab alle Zeit der Welt": Gegenwartsgeil und exzessbejahend, immer auf dem schmalen Grat zwischen Aufbruch und Flucht tänzelnd, treiben die Österreicher die originelle Zitiererei weiter, bis sie mit "Suicide" in gewohnt narzisstischer Manier noch mal alle Existenz in Frage stellen, und damit den Weg für die pathetischen Schlusstracks ebnen. "The Evening Sun", der vorletzte Titel, ist eine wuchtige, pianogetragene Ballade die Sänger wie Hörer gleichermaßen leergerockt zurücklässt. "There is no secret worth to keep." ist hier mehr als Attitüde. Intim und fast schon selbstzerfleischend geht das Album dann schließlich zu Ende. "DMD KIU LIDT" verklingt als Refrain. Ausgeschrieben heißt der Albumtitel "Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit." Ob Zitat oder nicht, und trotz verbrannter Manifeste. Ja, Panik liefern ein Meisterwerk der Selbstinszenierung, und die Legitimation dafür gleich mit: "Nicht du bist in der Krise, sondern die Form die man dir aufzwingt." Vielleicht sind ja doch noch ein paar Buchstaben auf der Asche zu erkennen.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Alles Gute! adlerkuss gratuliert Michael J.Fox zum 50. Geburtstag

Der am 9. Juni 1961 als Michael Andrew Fox geborene Schauspieler, der seinen Zweitnamen später zu einem einfachen J. ändern sollte, war (neben Lex Barker) mein Lieblingsschauspieler aus Kindertagen. Neben den über alle Maßen großartigen Marty McFly in den "Zurück in die Zukunft"-Filmen, waren es auch Fox' Rolle als konservativer Sohn von Hippie-Eltern in der langlebigen Comedyserie "Familienbande" und natürlich ganz allgemein sein bubihaft verschmitzter Charme, die ihn damals wie heute interessant und sympathisch machten. Ein zu Unrecht eher unterschätzter, sehr glaubwürdiger Auftritt in einem sehenswerten Vietnam-Drama gelang Fox in "Die Verdammten des Krieges".

1998, während er mit der Comedyserie "Chaos City" ein kleines Comeback feierte, erklärte Fox der Öffentlichkeit, dass er bereits sieben Jahre zuvor mit der Parkinson-Krankheit diagnostiziert worden war. Seither beschränken sich seine schauspielerischen Auftritte auf kleinere Gastrollen, während sein Hauptfokus der Arbeit für seine Stiftung für Parkinson-Forschung gilt, die in den ersten knapp 10 Jahren ihrer Existenz schon über 149 Millionen Dollar aufgebracht hat. Alles Gute Michael J. Fox zum Geburtstag und alles Gute weiterhin bei seinem beeindruckenden Umgang mit dieser schweren Krankheit. Michael, niemand nennt dich eine feige Sau!