Montag, 31. Oktober 2011

Alles Gute? adlerkuss gratuliert dem 7000000000. Erdbewohner zur Geburt.

Laut Angaben der Vereinten Nationen wurde heute der siebenmilliardste Erdbürger geboren, symbolisch wurde in einem Kreißsaal in Manila die kleine Philippinin Danica May Camacho als Jubiläumsbaby begrüßt. Der Bevölkerungsfond der Vereinten Nationen hat zu diesem Anlass auch eine Website eingerichtet, die nicht nur einen Weltbevölkerungs-"Count-Up" bietet, sondern auch zu Maßnahmen für globale Entwicklung informieren und inspirieren möchte.

Symptome und Folgen der anhaltenden Bevölkerungsexplosion erläuterte Sir David Attenborough, der Grandseigneur der britischen TV-Dokumentation, letztes Jahr in seiner hoch interessanten Dokumentation "How Many People Can Live On Planet Earth", die ich aus aktuellem Anlass nur noch einmal wärmstens empfehlen kann:

adlerkuss wünscht Happy Halloween - David Lynchs Album im Stream und 2 Songs zum Download!

Happy Halloween!

Passend zum morbiden Charme des Halloweenmontages kann der interessierte und mutige Hörer ab heute dem ersten Album von Meisterregisseur David Lynch lauschen. Der Schöpfer von "Twin Peaks", "Blue Velvet" und "Mulholland Drive", der uns Zuschauer ja schon oft in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele geführt, Angst gemacht und/oder sowohl ratlos als auch verstört-fasziniert zurück gelassen hat, tut eben dies auch mit seinem musikalischen Debüt "Crazy Clown Time" (es gibt nix gruseligeres als Clowns!), das es hier in voller Länge anzuhören gibt. Eventuell ja als Betthupferl vor dem Schlafen gehen....

Hier schonmal der völlig abgefahrene Titeltrack (ich hasse Clowns!) und das eingängigere, jedoch nicht weniger eindringlich-gespenstische "Pinkie's Dream" (potenziell ein Albtraum...) mit Gastsängerin Karen O von den Yeah Yeah Yeahs zum Anhören und zum Download:

CRAZY CLOWN TIME- DAVID LYNCH by DEMAIN MAGAZINE

David Lynch - Pinky's Dream (feat. Karen O) by Pretty Much Amazing

Schöne Träume....

Dienstag, 18. Oktober 2011

Alles Gute! adlerkuss gratuliert Chuck Berry zum 85. Geburtstag!

Ohne Chuck Berry wäre die Welt um einige popkulturelle Ikonen ärmer: Die Beatles hätten ohne ihn nie angefangen, Musik zu machen und Angus Young wüsste gar nicht, wie er sich während eines AC/DC-Konzertes über die Bühne bewegen sollte. Auch Mia Wallace groovte in "Pulp Fiction" mit Vincent Vega zu einem seiner Song über die Tanzfläche und Marty McFly coverte ihn in "Zurück in die Zukunft", bevor Berry "Johnny B. Goode" auch nur geschrieben hatte.

Charles Edward Anderson Berry wurde am 18. Oktober 1926 in St. Louis geboren, rockt auch 85 Jahre später noch jeden Monat einmal das Blueberry Hill's in seiner Heimatstadt und gilt neben dem King als einer der größten Rock'nRoller aller Zeiten. Warum das so ist, beweist folgendes, den Zuschauer zum wilden Zappeln nahezu zwingendes Video:



Happy Birthday, Chuck. Go, Berry, go!

Montag, 10. Oktober 2011

Verträumter Indie-Folk-Pop aus Schweden: "Turn Off Your Television" im Stream und zum Download

Als ich neulich so durch das Internet blätterte, stieß ich auf ein Trio aus dem südschwedischen Malmö, dessen Klang eher an Südkalifornien (in dem es ja bekanntlich nie regnet) erinnert. "Turn of Your Television" bieten als Alternative zum Fernsehprogramm ein auf durchgehend hohem Niveau befindliches gleichnamiges Debütalbum voller sanfter, warmherziger, eingängiger Gitarrenmelodien mit Americana-Einschlag.

Reinhören lohnt sich auf jeden Fall und nicht nur für Anhänger der Avett Brothers oder Sparklehorse, an die das ganze hin und wieder erinnert. Zum kostenlosen Download gibt's das ganze Album auch noch. Anspieltipps: "My Satellites" und " Southern Lights of Home Part 2". Wunderbar, um nicht zu sagen: Vad härdligt!

Sonntag, 9. Oktober 2011

Biophilia: Björks berückendes neues Album

Lang hatten die Anhänger der isländischen Sängerin auf "Biophilia", das neue Album von Björk, warten müssen, schließlich waren seit Erscheinen des tendenziell aggressiven und beatlastigen "Volta" , zu dem auch Überproduzent Timbaland ein paar Ummmts und Aaahaas hatte beisteuern dürfen schon viereinhalb Jahre und diverse Aschewolken ins Land gezogen. Außer der langen Pause hatten auch die Ankündigungen bezüglich des Umfangs des "Biophilia"-Projektes für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt: "Biophilia" ist nicht nur ein Musikalbum, sondern ein multimedialer Overkill aus iPhone-Apps für jeden Song, die Videos, Spiele, natur- und musikwissenschaftliche Texte (und vermutlich auch diverse Kochrezepte, Horoskope und Sudokus?) enthalten, außerdem soll die bevorstehende Welttournee mit Workshops und Vorträgen zu Musik, Technik und Natur ergänzt werden. Wow. Bei dieser ausufernden, interdisziplinären Herangehensweise konnten natürlich leicht Bedenken entstehen, ob die Musik selbst (Ewiggestrigen wie mir ist der Rest ja ziemlich wurscht) die Aufregung, die lange Wartezeit und das viele Drumherum wert ist. Kurz gesagt: JA! 

Biophilia ist für mich das stärkste Björk-Album seit dem Meisterstück "Homogenic" aus dem Jahr 1995. Bei allen Songs steht Björks einzigartig berührende Stimme im Mittelpunkt, die teilweise sogar noch zum Chor vervielfacht wird. Die Instrumentierung hierzu ist meist zurückhaltend und immer ungewöhnlich, unter Einsatz eigens erfundener Musikinstrumente (u.a. ein Tesla-Spulen-Synthesizer!) wurden Gitarre und Klavier völlig verbannt. Der nur spärliche Einsatz von Beats oder überhaupt rhythmisierenden Elementen lässt die Songs gar zauberhaft ätherisch schweben – ein wahrhaft überirdischer Genuss, der deutlich ohrenschmeichelnder und weniger experimentell-herausfordernd ist als vieles, was Frau Guðmonsdóttir in ihrem so vielseitigen bisherigen Œuvre zu bieten hatte, ohne dadurch jeder weniger individuell oder faszinierend zu sein. Den herausragenden Song "Cosmogony" hatte ich hier ja bereits angepriesen, das gesamte Album kann zum Erwerb (mit oder ohne diesen App-Kram) nur wärmstens empfohlen werden! Hier noch als weiterer Kaufanreiz das offizielle Video zum Eröffnungsstück "Moon":

Donnerstag, 6. Oktober 2011

adlerkuss im Kino: Melancholia

Justine (Kirsten Dunst) und ihr frisch angetrauter Gemahl Michael (Alexander Skarsgård) kommen zu spät zu ihrer eigenen Hochzeitsfeier auf dem Schloss von Justines Schwester (Charlotte Gainsbourg) und deren Mann (Kiefer Sutherland). Doch das ist noch lange nicht das größte Problem des Abends. Justines geschiedene Eltern Gaby (Charlotte Rampling) und Dexter (John Hurt) leisten sich peinliche Szenen, vor allem aber ist die Braut nicht auf der Höhe, zieht sich immer wieder für längere Zeit zurück, wirkt auch emotional abwesend und gesteht Claire schließlich, dass sie schwer depressiv ist. Am Ende der Nacht hat sich Justine durch ihr Verhalten so vom Leben und ihren Mitmenschen entfremdet, dass sie ohne Job und wohl auch ohne Mann dasteht. Im zweiten Teil des Films steht Claire im Mittelpunkt, die ihre kaum noch lebenstüchtige Schwester bei sich aufgenommen hat. Claire, die eigentlich rationalere und selbstbewusstere der beiden wird durch ein kosmisches Ereignis ihrerseits zunehmend panisch: Der bisher unbekannte Planet "Melancholia" (nomen est omen) nähert sich der Erde und ist auf Kollisionskurs. Justine widerum blüht im Angesicht der Katastrophe sichtlich auf...

Regisseur Lars von Trier hatte schon immer ein Faible für leidende Frauen, von der blinden Björk über die gequälte Nicole Kidman bis hin zur völlig durchgeknallten Charlotte Gainsbourg in seinem letzten Film "Antichrist", der dem Zuschauer mit seinen expliziten Sex- und Gewaltszenen einiges abverlangt hatte. "Melancholia" ist im Vergleich dazu oder gar zur spartanischen Inszenierung von Triers Werke im "Dogma"-Stil ein wunderschön durchkomponierter Film mit sensationellen Bildern. Von Trier hatte angekündigt, "a beautiful film about the end of the world" drehen zu wollen und das ist ihm auch in überaus bbeeindruckender Manier gelungen. Noch vor der eigentlichen Handlung steht ein Prolog mit surrealistischen Tableaus in Superzeitlupe; aus Kirsten Dunsts Fingern schlagen Funken, Charlotte Gainsbourg trägt einen Jungen auf dem Arm und versinkt bei jedem Schritt tief im Gras, Vögel fallen tot vom Himmel. Allein diese von Richard Wagners Vorspiel zu "Tristan und Isolde" untermalten Anfangsszenen sind schon das Geld für die Kinokarte wert.

Auch die Leistung der Schauspieler ist fantastisch, allen voran die von Kirsten Dunst, deren subtile und eindringliche Darstellung der nahezu antriebslosen, ihrer eigenen Persönlichkeit abhanden gekommenen Justine ebenso überzeugt, wie deren beinahe unheimliches Aufblühen im Angesicht der nahenden Apokalypse. Charlotte Gainsbourg, deren Claire durchgehend als Gegengewicht zu Justine angelegt ist, bildet einen starken Kontrapunkt und auch das restliche, überaus prominente Ensemble ist ein Genuss.

"Melancholia" erinnert in seiner überwältigenden Stilisierung und seinem Pathos an eine barocke Oper, inhaltlich feiert er jedoch den Weltuntergang als definitive Katharsis für eine degenerierte Gesellschaft. Es ist neben der überwältigenden Darsteller auch dieses Spannungsverhältnis, das den Film so überaus faszinierend macht. Lasst "Melancholia" auf euch zurasen!

Deutscher Kinostart: 06.10.

Wertung: 4,5 von 5 Adlern.