Sonntag, 9. Oktober 2011

Biophilia: Björks berückendes neues Album

Lang hatten die Anhänger der isländischen Sängerin auf "Biophilia", das neue Album von Björk, warten müssen, schließlich waren seit Erscheinen des tendenziell aggressiven und beatlastigen "Volta" , zu dem auch Überproduzent Timbaland ein paar Ummmts und Aaahaas hatte beisteuern dürfen schon viereinhalb Jahre und diverse Aschewolken ins Land gezogen. Außer der langen Pause hatten auch die Ankündigungen bezüglich des Umfangs des "Biophilia"-Projektes für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt: "Biophilia" ist nicht nur ein Musikalbum, sondern ein multimedialer Overkill aus iPhone-Apps für jeden Song, die Videos, Spiele, natur- und musikwissenschaftliche Texte (und vermutlich auch diverse Kochrezepte, Horoskope und Sudokus?) enthalten, außerdem soll die bevorstehende Welttournee mit Workshops und Vorträgen zu Musik, Technik und Natur ergänzt werden. Wow. Bei dieser ausufernden, interdisziplinären Herangehensweise konnten natürlich leicht Bedenken entstehen, ob die Musik selbst (Ewiggestrigen wie mir ist der Rest ja ziemlich wurscht) die Aufregung, die lange Wartezeit und das viele Drumherum wert ist. Kurz gesagt: JA! 

Biophilia ist für mich das stärkste Björk-Album seit dem Meisterstück "Homogenic" aus dem Jahr 1995. Bei allen Songs steht Björks einzigartig berührende Stimme im Mittelpunkt, die teilweise sogar noch zum Chor vervielfacht wird. Die Instrumentierung hierzu ist meist zurückhaltend und immer ungewöhnlich, unter Einsatz eigens erfundener Musikinstrumente (u.a. ein Tesla-Spulen-Synthesizer!) wurden Gitarre und Klavier völlig verbannt. Der nur spärliche Einsatz von Beats oder überhaupt rhythmisierenden Elementen lässt die Songs gar zauberhaft ätherisch schweben – ein wahrhaft überirdischer Genuss, der deutlich ohrenschmeichelnder und weniger experimentell-herausfordernd ist als vieles, was Frau Guðmonsdóttir in ihrem so vielseitigen bisherigen Œuvre zu bieten hatte, ohne dadurch jeder weniger individuell oder faszinierend zu sein. Den herausragenden Song "Cosmogony" hatte ich hier ja bereits angepriesen, das gesamte Album kann zum Erwerb (mit oder ohne diesen App-Kram) nur wärmstens empfohlen werden! Hier noch als weiterer Kaufanreiz das offizielle Video zum Eröffnungsstück "Moon":

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