Montag, 27. Februar 2012

Rückschau: Academy Awards 2012

So, am besten nutze ich die durch den mittels exzessiven Cola- und Süßigkeitenkonsums herbeigeführten Zuckerschock und die damit einher gehende anhaltende Vigilanz gleich jetzt, wo es noch nicht einmal eine Stunde her ist, dass "The Artist" den Oscar für den besten Film erhielt, für eine kleine Rückschau auf die Oscar-Nacht.

Fangen wir mit dem natürlich wichtigsten Thema an, den Outfits der Damen! Mein persönliches Highlight war Penélope Cruz in einem oben engen unten weiten (wie wir Modefachleute uns ausdrücken!) blauen Kleid von Armani Privé. Eher unvorteilhaft wirkte auf mich das Kleid im Stile eines goldenen Bademantels, in das sich Meryl Streep gehüllt hatte. Das Girl on Film verriet mir im Filmnerd-Chat Streeps Taktik für den Abend: ""if you want to win an Oscar, dress as an Oscar". Ein Ansatz, der von Erfolg gekrönt war, denn tatsächlich durfte sich Frau Streep später für ihre Rolle als Margaret Thatcher in "The Iron Lady" ihren dritten Goldjungen abholen.

Was gab es im Rahmenprogramm? Billy Crystals Moderation war höhepunktarm, aber relativ souverän und somit bereits eine deutliche Verbesserung gegenüber dem fremdschamintensiven Hathaway-Franco-Desaster aus dem Vorjahr. Der Cirque de Soleil hatte einen spektakulär artistischen Auftritt, der zwar schön anzusehen war, trotz aller Bemühungen mittels Requisiten und Kostümen jedoch nicht wirklich was mit Film zu tun hatte. Außerdem wurde immerhin nur eine einzige völlig beliebige Montage von Filmausschnitten präsentiert, um den Zauber des Kinos zu illustrieren.

Aber zu den Preisen:

Sowohl "The Artist" als auch "Hugo Cabret" gewannen je fünf Oscars, letzterem blieben aber (wie das clevere Girl on Film vorher gesagt hatte) nur die Krümel der eher technischen Kategorien, während "The Artist" sich die Leckerbissen der großen Kategorien schnappte. Neben dem besten Originaldrehbuch und der besten Musik gab es auch die Preise für die beste Regie, die beste männliche Hauptrolle für Jean Dujardin (als erster Franzose überhaupt!) und eben den besten Film – letzteren holte sich ein Stummfilm bisher nur ein einziges Mal, nämlich bei der allerersten Oscarverleihung im Jahr 1929.

Neben all den Preisen für "The Artist", dessen Produktionsteam und Darsteller ebenso charmant wirken wie der Film selbst (so sind sie halt, diese Franzosen!), gab es für mich noch ein paar weitere Höhepunkte. Zum einen gewann die fantastische Musicalhymne "Man or Muppet" aus (genau!) "The Muppets" den Preis für den besten Song und außerdem ging der beste Schnitt an "Verblendung", bei dem mir die Schnittarbeit (über die ich mir sonst nur selten Gedanken mache) bereits im Kino als auf großartige Weise gleichzeitig elegant und rhythmisch treibend aufgefallen war. Ein berührender Moment der Preisverleihung, gerade für jemanden wie mich, der ich an die völkerverständigende Kraft des Mediums Film glaube, waren die Worte des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi, der das politische Tagesgeschehen nicht ausblendete, aber gleichzeitig auch keinen zu dick aufgetragenen Appell (vgl. Moore, Michael) vom Stapel ließ. Farhadi sagte über den Iran: " (...) a rich and ancient culture that has been under heavy dust of politics. I proudly offer this honor to the people of my country, a people who respect all cultures and civilizations and despise hostility and resentment. Thank you very much."

Insgesamt eine angenehme und schöne Preisverleihung mit wenig überraschenden (ich habe in 8 von 8 Hauptkategorien mit meiner Vorhersage richtig gelegen), aber vielen verdienten Siegern. Und sollte jemand "The Artist" noch nicht gesehen haben: Ab ins Kino!!!

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