Donnerstag, 26. April 2012

Wundersames aus Dänemark: Das neue Album von Sleep Party People im Stream!

Ich gehörte ja schon immer zu denen, denen Dänen und ihre Populärkultur (von Lars von Trier zu den Olsen Brothers) sympathisch waren, aber dass ich so kurz nach dem Choir of Young Believers schon wieder ein sehr spezielles und doch sehr hörenswertes Album aus dem Land von Kierkegaard und Hans Christian Andersen empfehlen kann, das ist schon was Besonderes. Sleep Party People sind das Projekt des Multiinstrumentalisten Brian Batz, der unter diesem Namen im Jahr 2010 sein Debütalbum veröffentlicht hatte und aus Schüchternheit bei Liveauftritten nur mit Hasenmaske (!) aufgetreten war. Inzwischen sind Sleep Party People zum Quintett angewachsen (live natürlich auch alles Hasen!) und morgen erscheint die neue Platte "We Were Drifting On a Sad Song" offiziell in Deutschland.

Auf "We Were Drifting On a Sad Song" trifft Dreampop Marke Beach House den Space Rock der Flaming Lips und die elektronische Hymnenhaftigkeit von M83 kurz vor Sonnenaufgang auf dem Nachhauseweg von einer guten Party. Zusammengehalten wird diese eigenwillige, gleichzeitig und abwechselnd stattfindende Mischung von einer an Jonsi von Sigur Ros gemahnenden Stimme, die jedoch durch Hall, Vocoder und weitere Effekte so stark verfremdet ist, dass die Texte nicht nur nahezu völlig unverständlich sind, sondern der Gesang auch wie nicht von dieser Welt stammend klingt. Auf diese Art und Weise entführen Sleep Party People den Hörer für eine knappe Dreiviertelstunde in eine mystisch entrückte Welt zwischen Ekstase, Schlaf und Tod, in ein bizarres Wunderland. Wie das weiße Hasen eben so tun.

Meine Anspieltipps sind das Eröffnungsstück "A Dark God Heart", das klingt wie eine Adaption von Johannes Brahms' Melodie zu "Guten Abend, Gut' Nacht" für müde Androiden und das herrliche groovende Titelstück. Zu kaufen gibt's das Ganze zu äußerst fairen Preisen von 8 Pfund für die CD und 12 Pfund für die Schallplatte hier direkt beim Label.

Mittwoch, 25. April 2012

Neuer Song von Get Well Soon zum kostenlosen Download!

Der grandeurgetränkte Eklektizismus von Get Well Soon hat es 2008 und 2010 spielend in meine Top 5 der Alben des Jahres geschafft. Jetzt wurde bekannt, dass die dritte Langspielplatte den epischen Titel "The Scarlet Beast O’ Seven Heads - La Bestia Scarlatta Con Sette Teste" tragen und am 27. August erscheinen wird. Eine von (wie es auf der Website der Plattenfirma heißt) ganzen 3227 Inspirationen für das Album ist passend zum Titel wohl auch der typische Sound von italienischer Filmmusik. Oder wie Konstantin Gropper, das Mastermind hinter Get Well Soon, das neue Album sehr schön beschreibt: “To my new album, the average billionaire trustfund kid can happily cruise around the mountains atop Largo di Garda in his convertible, complete with trophy girlfriend in the passenger seat. But if he feels like it, he can also get off his medication and just go crashing through the barriers.“ Man kann also gespannt sein!

Damit wir leichter über die viermonatige Wartezeit hinwegkommen, gibt es bereits jetzt das großartige Schlussstück des Albums mit dem herrlich fatalistischen Titel "You Cannot Cast Out The Demons (You Might As Well Dance)" zum Anhören, Herunterladen und sehr lieb haben:
Get Well Soon - You Cannot Cast Out The Demons (You Might As Well Dance) by City Slang

Freitag, 13. April 2012

Ich glotz' TV: 5 Empfehlungen für das Fernsehprogramm von Sa. 14.4. bis Fr. 20.4.

Sonntag 15.4. ARD 10.03 Uhr

Nils Holgerssons wunderbare Reise

Die 2011er-Realverfilmung von Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöfs Roman über den geschrumpften Jungen Nils, der mit einem Schoof Gänse durch Schweden reist ist eine sehr liebevolle und charmante Neuauflage des Stoffes. Die ARD zeigt den Weihnachtszweiteiler von 2011 als vier einstündige Happen, wunderbar geeignet für die kommenden Sonntagvormittage.

Montag 16.4. ARD 22.45 Uhr

BILD.MACHT.POLITIK.

Deutschlands größte Tageszeitung feiert im Juni ihren 60. Geburtstag. Die Doku untersucht, inwiefern die BILD Spiegel der Volksseele oder aktiver Meinungsmacher (vgl. z.B. Liebling Guttenberg und Feindbild Wulff) ist und spricht mit Lesern, Kritikern und auch Chefredakteur Kai Diekmann. Wer diese Woche auch die BILD-Schlagzeile zur "Hartz-IV-Sauerei" gesehen hat, möchte hier bitte weiterlesen, abgesehen davon, dass man den Bildblog ((leider) nicht nur wegen der BILD!) sowieso verfolgen sollte.

Dienstag 17.4. WDR 23.15 Uhr

Ein erfolgreicher Maler zieht aus Paris zurück in sein Elternhaus auf dem Land. Als er einen Gärtner sucht, meldet sich ein ehemaliger Schulkamerad und bodenständiger Eisenbahner in Rente. Die beiden sehr unterschiedlichen Männer tauschen Erfahrungen aus und werden Freunde... "Ziemlich beste Freunde"-Darsteller Daniel Auteuil glänzt hier in einem schönen Männerfilm, der durchaus Ähnlichkeiten zum aktuellen Kinohit aufweist, dabei aber weniger klamaukig und gefühlvoller daherkommt.




Mittwoch 18.4. 3Sat 20.15 Uhr

Plastic Planet

Der österreichische Filmemacher Werner Boote zeigt die Allgegenwart von Plastikprodukten und deren Konsequenzen auf unserer Erde auf, von der westlichen Wohlstandsgesellschaft über die Slums von Kalkutta bis zu den Weltmeeren, in denen sechsmal mehr Plastikmüll als Plankton schwimmt. Eine spannender und vor allem durch den persönlichen Ansatz von Boote durchaus auch unterhaltsamer Film über ein unangenehmes Thema. Und wer Mittwoch Abend keine Zeit hat, findet den Film auch hier.

Freitag 20.4. ZDF 1.20 Uhr

Lemming

Die perfekte Ehe des glücklichen jungen Paares Bénédicte (Charlotte Gainsbourg) und Alain gerät aus den Fugen, nachdem Alains Chef und dessen Frau Alice (Charlotte Rampling) ihren Beziehungskrieg bei einem gemeinsamen Geschäftsessen offen austragen. Alice beeinflusst Bénédicte zunehmend und für Alain ist bald nichts mehr so wie es einmal war... Die beiden Charlottes spielen in diesem leicht verstörenden Mystery-Psychodrama ganz groß auf.

Donnerstag, 5. April 2012

Orchestraler Pop mit Brechungen: Das neue Album von Choir of Young Believers.

The Choir of Young Believers ist das Projekt eines dänischen Singer-Songwriters mit dem tollen Namen Jannis Noya Makrigiannis. Das am Samstag offiziell in Deutschland erscheinende "Rhine Gold" ist das zweite Album der Band und der Titel ist insofern ganz passend, als dass es sich durchaus um einen musikalischen Schatz handelt, der jedoch nicht allzu direkt zugänglich ist. "Rhine Gold" ist ein episches und sehr ambitioniertes Werk, dessen neun Songs durchschnittlich mehr als 6 Minuten lang sind und ideenreich genug sind, um dabei nie langweilig zu werden. Zu veträumten orchestralen Melodien, Pathos und von Makrigiannis glockenheller Stimme getragener großer Geste gesellen sich Synthiesounds, orientalische Einschläge und an Krautrock erinnernde Elemente (ohne dabei jedoch jemals die Nervigkeit der letztgenannten Musikrichtung zu erreichen...). Die gelungene Vermeidung von Kitsch trotz großer Geste als Kombination von emotionalem Sog und einer gewissen intellektuellen Distanz macht "Rhine Gold" so überaus spannend. Anspieltipps sind das wunderbar bassig groovende "Sedated", das den Sound des Albums ganz gut repräsentiert und die Über-Ballade "Have I Ever Really Been Here?". Das (lang-)ohrenschmeichelnde Ostergeschenk "Rhine Gold" gibt's hier zu erwerben.