Mittwoch, 26. Februar 2014

Neuer Song von Coldplay: Video und Download!

Eine der größten (ehemals Indie-)Pop-Bands der Gegenwart meldet sich zurück: Coldplay werden im Laufe des Jahres ihr sechstes Studioalbum veröffentlichen. Jetzt (im Sinne von seit 0 Uhr mongolischer Zeit gestern –  wann auch sonst?) gibt es den ersten Song daraus zu hören und den vier Herren gelingt es vorzüglich, die Erwartungshaltung an neue Coldplay-Klänge zu unterlaufen: "Midnight" ist keine überproduzierte langweilige Powerpophymne (wie wir sie auf dem letzten Album "My Axolotl" (oder so ähnlich) ja wieder und wieder zu hören bekommen mussten, sondern übertrifft mit seinen sehr zurückgenommenen, elektronischen Ambientklängen und Chris Martins verfremdeter Stimme selbst noch die experimentellsten Klänge von den Coldplay-Klassikern  "Viva la Vida (Death And All His Friends)" oder "X&Y". "Midnight" klingt wie eine  beeindruckende Koproduktion von Brian Eno, Imogen Heap, Bon Iver und Fever Ray und beweist, dass Coldplay womöglich doch noch eine spannende Zukunft jenseits der Antenne Bayern Hörercharts haben könnten. Das enorm unspannende Video drehte eine Freundin von Chris Martins Gattin Gwyneth. Mei, wenn man jemand eine Freude machen kann.

Hier der Download: Coldplay – "Midnight"


Dienstag, 18. Februar 2014

Dojos' warme Platten: Ja, Panik - Libertatia

"Ich wünsch mich dahin zurück wo's nach vorne geht / Ich hab auf Back to the Future die Uhr gedreht." Mit diesen Zeilen beginnt "Libertatia", das fünfte Album von Ja, Panik. Mehr noch als an der Zeit, drehen die in Berlin lebenden Österreicher darin an den Synthies. War der Vorgänger "DMD KIU LIDT" noch opulent akustisch inszeniert, treibt "Libertatia" ein homogener Minimalismus. Oder: Die Platte ist wie eine gefüllte Tanzfläche, in deren Mitte ein Eurodance-Nerd so versunken abgeht, dass die Punks um ihn herum für einen Moment das Pogen vergessen. Das ist für beide kein schlechter Deal.

In "Dance the ECB" ergibt sich so ein heiter vergifteter Groove, der sich an Fehlfarben und DAF heranschmeißt und "Tanz den Mussolini" auch textlich ein würdiges Gegengewicht setzt: "Dance the ECB / Swing die Staatsfinanzen / Sing ihnen ihre Melodien / Zwing sie zum Tanzen."

Bezwingend bleibt dabei auch das Album: Auf "Au Revoir" wird die sterile Orchestrierung von den Lyrics wachgerüttelt. Nach wie vor klingt Andreas Spechtl wie ein Chorknabe der Dekadenz, doch inzwischen hat er auch die Wehmut verinnerlicht: "Ich weiß hier wird morgen alles beim alten sein / Nur ich bin MIA, Gone with the Wind / Und niemand wird merken dass ich verschwunden bin."

Zum Glück sehr präsent gibt sich der Sänger aber schon im nächsten Track: "Post Shaky Time Sadness". Im Midtempo der spielfreudigen Ballade vertieft Spechtl seine Innenschau: "Erinner dich ans letzte Jahr / Und das wir unterm Strich gesehen / Alle viel zu müde waren." Dass der Song trotz dieser Haltung mitreißt, liegt auch daran, dass der Sänger mit Fragen wie "Andy, do you wanna be?" nicht das Pop-Appeal der Melodie sprengt.

Wie in allen Vorgängeralben von Ja, Panik finden sich auch auf "Libertatia" zahlreiche Remineszenzen an die Subkultur. So bekommt ein klassischer Punkschlachtruf auf "ACAB" mit "All Cats are Beautiful" ein zuckriges und zärtliches Ebenbild. Im falcoesken "Chain Gang" erklimmt Spechtl, vorbei an "Junge Römer", seine eigene große androgyne Geste: "I'm one of the He-She-It's / Between Thunder and Blitz / I'm one of the In-between / Girls and Boys."

Trotz einiger Ausflüge in die Grooviness, wie auch in "Radio Libertatia" bleibt das Album das bisher ruhigste der burgenländischen Band, die inzwischen nur noch aus drei Mitgliedern besteht. Vor allem in "Eigentlich wissen es Alle" gibt Spechtl einen ungekünstelten und intimen Einblick in diese und andere Veränderungen: "Nie wieder so jung trinken / Nie wieder solche Galgenvögel sein / An den Orten die sterben wie Menschen / Auch wenn sie fortzuleben scheinen."

"Libertatia", das auf eine utopische Insel der Anarchie anspielt, klingt aber trotz der dominierenden Wehmut mit dem Track "Antananarivo" versöhnlich aus: "Es kann uns nichts passieren / Abends sind wir alle quitt / In einer anderen Stadt / Für ein anders Leben / Werden wir uns wieder begegnen." heißt es da, und das klingt fast so als dürfte man Ja, Panik bald wieder dabei zuhören, wie sie die Uhren auf Back to the Future drehen.

Samstag, 8. Februar 2014

The National live in Sydney: Konzert in voller Länge anschauen!

Die majestätischen Meister der hymnischen Melancholie von The National haben am heutigen Abend (das Wunder der Zeitverschiebung macht es möglich) vor der herrlichen Kulisse des Opernhauses in Sydney ein Opn-Air-Konzert gespielt. Und da die Australier bekanntermaßen ein sehr entspanntes und großzügiges Völkchen sind, wurde der komplette Auftritt mit einer Spielzeit von über zwei Stunden nicht nur kostenlos per Livestream im Internet übertragen, sondern steht auch längerfristig zum Genießen zur Verfügung.

Und das lohnt sich, denn The National sind eine hervorragende Liveband, die mit druckvollem Sound, hymnischen Melodien und Matt Berningers hypnotischer Stimme begeistert. Auf der Setlist sind naturgemäß sehr viele Songs des feinen aktuellen Albums "Trouble Will Find Me" (Platz 4 in adlerkuss' Jahrescharts), es werden aber auch zahlreiche Klassiker von "High Violet" und "Boxer" ausgepackt. Pretty spiffy, sagt man Down Under wenn etwas toll ist. Man zünde ein Kerzchen an, lehne sich mit einem Glas oder einer Flasche Weißwein zurück, betätige den Play-Button und denke sich: "So happy I was invited."



Freitag, 7. Februar 2014

Olympia-Eröffnungsfeier 2014: Das Trinkspiel

In wenigen Stunden werden die Olympischen Winterspiele 2014, das große Prestigeobjekt von Zar Präsident Wladimir Putin, dem lupenreinen Demokraten, im Badeort Sotschi am Schwarzen Meer eröffnet. Bereits im Vorfeld hat sich Russland ja gute Chancen auf Edelmetall in den Disziplinen Korruption und Menschenrechtsverletzung gesichert.

Wenn man sich das ganze Spektakel nicht entgehen lassen möchte, obwohl einen das schlechte Gewissen des toleranten und moralischen Erdenbürgers durchaus plagt, kann Alkohol sicher dabei helfen, diesen Zwiespalt zu überwinden. Zu diesem Zwecke gibt es hier bei uns das große adlerkuss-Olympia-Eröffnungsfeier-Trinkspiel zum herunterladen. Und bitte keine Verunsicherung, ob man sich bereits ab 17 Uhr mit Beginn der Eröffnungsfeier betrinken darf – Saufen am hellichten Tag fällt hier unter Offenheit gegenüber der Kultur des Gastgeberlandes.

Außerdem wichtig:

Donnerstag, 6. Februar 2014

The Notwist @ „Divan du Monde“ in Paris: Konzert in voller Länge anschauen!

Das neue und heißersehnte Studioalbum der deutschen Indielectro-Band The Notwist erscheint am 24. Februar und wird "Close to the Glass" heißen. Um schon einmal ein paar neue Songs vorzustellen, spielte die Band letzte Woche in intimer Atmosphäre im Pariser Club "Divan du Monde" ein sehr feines Konzert, das arte live im Internet übertragen hatte und das es gleich hier unten auch noch drei Monate lang zu sehen geben wird.

Falls die Live-Inkarnation eines Liedes Rückschlüsse auf den Albumsound zulässt, kann "Close to the Glass" mit ungewöhnlichen Rhythmen, wildem Elektrogefrickel und großen, wie aus dem Ärmel geschüttelt wirkenden Melodien zu einem der spannendsten und besten Alben dieses Jahres werden. Aber auch über das neue Material hinaus sind Konzerte von The Notwist ein außergewöhnliches Erlebnis im Spannungsfeld von Pop, Elektro und Jazz, denn immer wieder dienen die eigentlichen Songs nur als Basis für oft mehrminütige, hochvirtuose und oft atemberaubende Klangcollagen.

Highlights und damit Anspieltipps des Konzertes (das man sich aber unbedingt doch lieber im Halbdunkeln bei einem Rotwein in voller Länge zu Gemüte führen sollte) sind für mich der in seiner rhythmischen Strenge an Portisheads "Third" erinnernde neue Song "Into Another Tune" (ab 22:30min) sowie bereits in der Zugabe die herzergreifende Version des Klassikers "Consequence" (ab 1:22:03h) vom Album "Neon Golden", das sowieso in keinem gut sortierten Musiklieberhaushalt fehlen darf. Viel Vergnügen mit The Notwist live!



Vorbestellen lässt sich "Close to the Glass"  als CD und Langspielplatte, unbedingt empfehlenswerte Konzerttermine gibt es ebenfalls.