Samstag, 14. Mai 2016

Eurovision Song Contest 2016: Das traditionelle Trinkspiel und der Stimmzettel für die Sofa-Jury

Heute Abend ist es wieder so weit, in Stockholm findet der 61. Eurovision Song Contest  (früher im deutschen Sprachraum oftmals frankophiler als Grand Prix Eurovision de la Chanson bekannt) statt – eines der größten Showspektakel der Welt, das alljährlich höchst interessante Einblicke in die Befindlichkeiten und Geschmäcker unseres vielfältigen Kontinents bietet.

Auch dieses Jahr bietet adlerkuss natürlich wieder über Mediafire zum direkten Download sowohl eine Wertungstafel für die Stimmabgabe der heimischen Sofa-Jury als auch das beliebte , feuchtfröhliche adlerkuss-ESC-Trinkspiel fürs heimische Sofa. 6019 Trunkenbolde, die das Trinkspiel in den letzten fünf Jahren bereits runtergeladen haben, können ja nicht irren!

Und für die Wartezeit bis es endlich losgeht eignet sich natürlich die urkomische Eurosong-Episode der irischen Sitcom Father Ted  sowie eine durchaus spannende Analyse der erfolgreichsten Tempi bei Eurovision Songs, die unter anderem Aufschluss darüber gibt, dass und warum man 128 beats per minute vermeiden sollte, falls man den Wettbewerb gewinnen möchte. 

Zur Einstimmung hier noch der wohl schönste Moment des zweiten Halbfinals vom vergangenen Donnerstag, der definitiv 12 Punkte wert gewesen wäre: Das Moderationsduo Petra Mede und Måns Zellmerlöw zauberte uns eine im Stile eines Oscar-Openings feinst choreographierte Gesangs- und Tanznummer mit zudem spritzigem Text. Herrlich!

Top 10 der besten Lieder beim Eurovision Song Contest: Die 60er Jahre (Platz 5-1)


5. Isabelle Aubret: La Source

Die sanfte Eleganz mit der die ganz in babyblau gewandete Isabelle Aubret beim Eurovision Song Contest 1968 ihren melodiösen Chanson "La Source" vortrug steht im krassen Spannungsverhältnis zum mehr als ernsten Text, der zwar poetisch verschleiernd aber dennoch eindeutig eine Gruppenvergewaltigung beschreibt. Umso beachtlicher, dass es beim doch meist eher die leichte Muse fordernden und fördernden ESC an dieser Stelle immerhin zu Platz 3 gereicht hat, bezeichnenderweise hinter einem spanischen Siegerlied namens La, La, La.




4. Gigliola Cinquetti: Non Ho L'Èta

Die Italienerin Gigliola Cinquetti war gerade süße 16 als sie beim Eurovision Song Contest 1964 auf der Bühne stand und ihren zur unschuldigen Ausstrahlung passend betitelten Song "Non Ho L'Èta" (Ich bin nicht alt genug) vortrug. Nach einem bombastisch schmetternden instrumentalen Intro überrascht der Song mit Cinquettis in der Strophe fast gehauchtem und nur von an Angelo Badalamentis Soundtrack zu Twin Peaks erinnernden, düsteren Basstönen akzentuiertem, glockenklaren Gesang.  Im Refrain kehren die triumphalen Klavierakkorde zurück und der Song schraubt sich in emotionale bis kitschige Höhen. Herrlich.




3. Conny Froboess: Zwei kleine Italiener

Der wohl erste musikalische Beitrag zur Thematik der sogenannten Gastarbeiter wurde zu einem der größten und populärsten deutschen Schlager überhaupt. Interpretin Conny Froboess hatte bereits als Achtjährige mit "Pack die Badehose ein" einen großen Hit gelandet, der nun, beim Eurovision Song Contest 1962, noch übertroffen werden sollte. Die zeitlos gute Mischung aus schmissiger Strophe und schmachtend romantischem Refrain in dem die "kleinen Italiener" ihre Sehnsucht nach ihren Herzdamen Tina und Marina ausdrücken, wurde selten wieder so perfekt angerührt wie hier. Ein goldener Ohrwurm.




2. France Gall: Poupée de cire, poupée de son

1965 vertrat die erst siebzehnjährige Französin France Gall, die in ihrer Heimat bereits als Kinderstar Erfolge gefeiert hatte, das kleine Ländchen Luxemburg beim Eurovision Song Contest in Neapel. Verfasst wurde "Poupée de cire, poupée de son" von dem bis dahin noch weitgehend unbekannten Serge Gainsbourg. Rasant galoppiert der Song im damals angesagten und heute zeitlosen Beat durch seine nur gut zwei Minuten Laufzeit und wurde sowohl dank des zeitgenössischen Klangs und seine eingängige Melodie, als auch dank France Galls jugendlich-naiven Charmes die erste Nicht-Ballade, die je den Sieg beim Eurovision Song Contest erreichen konnte. Nur zwei Jahre später holte mit Sandie Shaws "Puppet on a String" (Platz 7 in dieser Liste) in weiterer Song den Titel, in dessen Text sich die Ich-Erzählerin als Puppe stilisiert. Was sagt das nur über Europas Psyche?



1. Udo Jürgens: Merci, Chérie

Der als Udo Jürgen Bockelmann geborene österreichische Songwriter und Sänger Udo Jürgens hatte bereits einen Welthit für Shirley Bassey geschrieben, als er 1964 und 1965 sein Land beim Eurovision Song Contest vertrat und die respektablen Plätze 6 und 4 erreichte. Das Sprichwort "Aller guten Dinge sind drei" kennt man auch in Kärnten und so war Jürgens 1966 beim Wettbewerb in Luxemburg wieder dabei und errang diesmal tatsächlich den bis um Auftreten der bärtigen Dame im Jahr 2014 einzigen Sieg für Österreich. Seine anrührende Chanson-Ballade "Merci Chérie" beschreibt, wie der Sänger sich bei seiner Expartnerin bedankt, sowie sie bittet, positiv in die Zukunft zu blicken und mündet – von anschwellendem Orchesterklang und wildem Geklimper getragen – in den sehr wahren Refrainzeilen "Schau nach vorn, nie zurück, zwingen kann man kein Glück...." Hach...

Donnerstag, 12. Mai 2016

Top 10 der besten Lieder beim Eurovision Song Contest: Die 60er Jahre (Platz 10-6)

Im Vorjahr blickte adlerkuss auf die ganz frühen Jahre des Eurovision Song Contests in den 50er Jahren zurück, nun ist das nächste Jahrzehnt an der Reihe. In den schwingenden 60er Jahren wandelte sich der Sound beim Eurovision Song Contest vom eher hüftsteifen Chanson zu poppigeren Klängen und überdies hielt 1968 auch die Farbe bei den Fernsehübertragungen Einzug. Nach Betrachtung aller zehn Wettbewerbe des Jahrzehnts in den letzten Wochen hier Platz 10 bis 6 der gnadenlos subjektiven Top 10 der besten Lieder beim Eurovision Song Contest in den 1960er Jahren.




10. Bryan Johnson: Looking High High High

Als allererster Interpret des neuen Jahrzehnts ging Bryan Johnson mit Startnummer 1 beim ESC 1960 (unter anderem trat hier auch ein gewisser Rudi Carrell für die Niederlande auf) ins Rennen. Der Songtitel der schmissigen Nummer "Looking High High High" könnte auch eine Kifferhymne von Afroman sein, bezieht sich hier aber auf die Orte (zu denen auch "low, low, low" gehört), an denen der arme Bryan suchen würde, wenn seine Geliebte verschwinden würde.




9. Emilio Pericoli: Uno per tutte

1963 croonte sich Emilio Pericoli mit einer swingenden Liebesballade auf Platz 3 beim ESC in London. Der Sprecher im Song entpuppt sich dabei als frühes Vorbild für Lou Begas Mambo Nr. 5, denn auch hier wird gleich mehreren Damen (genauer gesagt Claudia, Nadia, Julia und Laura, von denen wir der Inszenierung sei Dank auch jeweils ein Foto zu sehen kriegen) die Liebe gestanden. Dieser Schlingel!



8. The Allisons: Are You Sure?

Die Allisons waren eine Art britische Antwort auf die Everly Brothers, ohne allerdings im echten Leben Brüder zu sein. Dies tut dem feinen Harmoniegesang bei ihrem Auftritt beim ESC von 1961 in Cannes jedoch keinerlei Abbruch. Die musikalische Nachfrage, ob die Geliebte sich denn wirklich trennen wolle, wurde auch zum einzigen Hitparadenerfolg der Allisons.




7. Sandie Shaw: Puppet On a String

Der an klassische Cabaret-Nummern erinnernde, groovende Siegertitel beim Wiener ESC von 1967 im Rummelplatzsound ist bis heute der erfolgreichste Song der Wettbewerbsgeschichte in den deutschen und österreichischen Charts und gleichzeitig natürlich textlich mit der Beschreibung des selbsterklärten "Hampelfräuleins" (so die schicke Übersetzung des österreichischen Kommentators) in den Händen des Geliebten ein feministischer Albtraum. Zur Freude aller Ornithologen veröffentlichte Sandie Shaw auch noch eine deutsche Version des Liedes mit dem schönen Titel "Wiedehopf im Mai".




6. Udo Jürgens: Warum nur, warum?

Da ein Feuer das einzig bestehende Band zerstörte, gibt es vom Eurovision Song Contest 1964 keine Videoaufnahmen. Doch auch nur mit Standbildern illustriert bleibt Udo Jürgens herrlich schwelgerischer Chanson überwältigend bezaubernd. Nach diesem Auftritt sollte Udo Jürgens auch in den nächsten beiden Jahren zum Wettbewerb zurückkehren und schließlich mit einem Dankeschönlied an die Geliebte triumphieren. Sehr schick ist auch die englische Coverversion des britischen Sinatra Matt Munro mit dem Titel Walk Away.




Dienstag, 10. Mai 2016

Eurovision Song Contest 2016: Tippzettel für die Semifinals feat. Eurovision's Greatest Hits

Wir sind die Helden dieser Zeit (selbst wenn wir mit den Dämonen in unserem Hirn tanzen): Die Eurovisionswoche ist angebrochen, ein Fanal für den europäischen Gedanken, für Völkerverständigung in dieser schweren Zeit und für sowohl begeisterndes als auch erschütternd katastrophales Liedgut. Heute Abend steigt in Stockholm das erste Halbfinale, das im TV ab 21 Uhr gleich von zwei Hitsendern, nämlich Phoenix und EinsFestival übertragen wird und von den Fernsehlosen hier live im Internet verfolgt werden kann. Natürlich bin ich Nerd genug um auch für das Halbfinale Tippzettel vorzubereiten, die die fellow nerds hier(1. Halbfinale) und hier (2. Halbfinale am Donnerstag) herunterladen können. Das Tippspiel fürs Finale und das ganz zurecht immer sehr beliebte Trinkspiel folgen natürlich auch noch rechtzeitig.

Auch der Mittwoch und der Freitag dieser Woche muss nicht von ESCugserscheinungen geprägt sein, denn adlerkuss wird an diesen beiden Tagen die Top 10 der besten Eurovision Songs der 1960er Jahre vorstellen.

Wie bereits im Vorjahr möchte ich euch hier noch einmal, weil es gar so schön war, die große ESC-Nostalgieshow aus dem letzten Jahr ans Eurovisionsherz legen. Mit herzerwärmendem Inbrunst singt und zelebriert hier zum Beispiel die im Publikum versammelte ESC-Gemeinde den legendären Gassenhauer "Fly on the Wings of Love" von den dänischen Olsen Brothers und das Song-Contest-Medley von Mr. Eurovision Johnny Logan. Außerdem unter anderem noch dabei: die aktuelle Siegerin Conchita, die euphorische Loreen, die ein bisschen friedliche Nicole und die hart rockenden Lordi, hallelujah! Wunderbare 90 Minuten also, um beispielsweise am wohl verregneten Samstag die Wartezeit aufs große Finale aus Stockholm zu verkürzen.




Dienstag, 3. Mai 2016

Burn the Witch: Radiohead veröffentlichen erstes Musikvideo zum neuen Album

There there! Nachdem die Band am 1. Mai alle Posts auf all ihren sozialen Netzwerken entfernt hatte und die offizielle Webseite nur mehr eine leere weiße Seite geworden war, stieg die nervöse Erwartungshaltung und die Hoffnung, dass da demnächst etwas neues kommen möge bei Radioheadanhängern weltweit ins Unermessliche. Vor wenigen Stunden war es nun endlich so weit: "Burn the Witch", der erste Song aus dem noch unbetitelten neunten Album von Radiohead kommt samt schickem Stop-Motion-Video daher und wird dominiert von sehr intensiven Streichern (die an Johnny Greenwoods Soundtrack-Arbeiten erinnern). Ein beeindruckender Vorgeschmack aufs neue Album mit einem atemberaubenden Finale. Zu sehen gibt's das Video hier und kaufen kann man den Song hier.