Donnerstag, 26. Januar 2017

Top 10 Lieder 2016: Platz 5-1

Kommen wir nun zu adlerkuss' Privathitparadenstürmern und absoluten Gehörgangsschmeichlern aus dem Vorjahr. Hier sind die besten 5 Songs 2016 (die nicht auf einem der 10 besten Alben 2016 erschienen sind)!

5. Mitski: Your Best American Girl

Mitskis "Your Best American Girl" ist eine Art traurige "Teenage Dirtbag"-Neuauflage ohne Happy End und mit interkulturellen Disharmonien im Text, dessen gehauchter, fatalistisch-melancholischer Gesang doppelbödig die dickhosigen Weezer-Alt-Rock-Gitarren konterkariert. 




4. Richard Ashcroft: This Is How It Feels

Ein fast so überraschendes "Comeback" mit neuer Musik wie den Stone Roses gelang dieses Jahr auch einer der Speerspitzen der britischen Musik der Neunziger Jahre: Richard Ashcroft, die einstige Stimme von The Verve, deren bittersüße Sinfonie bis heute die Herzen der Generation Britpop höher schlagen lässt. Auf "This Is How It Feels" schwelgen nun auch wieder die Streicher (arrangiert vom selben Herrn wie seinerzeit) und Ashcrofts Hymne an das Gefühl der Ohnmacht im Angesicht enttäuschter Liebestrunkenheit lädt zum Schwenken der Arme und Öffnen der Herzen ein.




3. liv: Wings of Love

Lykke "I I follow, I follow you" Li hat gemeinsam mit Mitgliedern von Miike Snow und Björn von den young folks Peter, Bjorn und John das Projekt liv gegründet und gleich der erste, im September 2016 veröffentlichte Song ist von überwältigender Schönheit. Der Hippie-Indie-Pop-Track "Wings of Love" brilliert mit seinem schwebenden Rhythmus, leicht psychedelischem Einschlag und feinem Harmoniegesang. Von diesen Liebesflügeln lässt man sich gern in andere Sphären tragen.




2. Michael Kiwanuka: Cold Little Heart

Michael Kiwanukas zweites Album Love & Hate wird eröffnet vom atemberaubenden Meisterwerk "Cold Little Heart". Das Prog-Soul-Epos klingt wie Pink Floyd feat. Isaac Hayes ohne dabei je kopierend oder berechnend zu wirken. Nach fast sechsminütigem Intro nimmt der Song etwas an Tempo auf und zu einem schleppenden Soul-Rhythmus erwärmt Kiwanukas die Herzen indem er von seinem "Cold Little Heart" berichtet, sühnend Fehler aus der Vergangenheit aufführt und Hoffnung auf eine bessere Zukunft als fragil und trügerisch entlarvt: "Maybe this time I can be strong / But since I know who I am / I am probably wrong".



1. David Bowie: Lazarus

Ähnlich wie "Hurt" bei Johnny Cash (oder, wieso auch nicht, "Out of the Dark" bei Falco) wird die Vorabsingle zu David Bowies letztem Album, das erst wenige Tage vor seinem Tod veröffentlicht worden war, für alle Zeit als sein Schwanengesang im Angesicht des Todes rezipiert werden - und bei einer ersten Zeile wie dem zerbrechlich und fast ungläubig klingenden "Look Up Here, I'm in Heaven" kann man durchaus davon ausgehen, dass das auch so intendiert ist. Und wahrlich ist der zunächst fast noch an The XX erinnernde, später mit bedrohlich dröhnenden Hörnern instrumentierte, düstere Jazzrock-Song ein absolutes Highlight in Bowies Spätwerk. Wunderschön und gleichzeitig immer wieder die Kehle zuschnürend.




Montag, 23. Januar 2017

Top 10 Lieder 2016: Platz 10-6

So, das inzwischen auch schon ein Weilchen zurückliegende 2016 fand man gemeinhin dank erfolgreicher Populisten allerorten und fliegengleichem Prominentensterben als Jahr ja eher so medium. Höchste Zeit für einen Rückblick auf die schönen Dinge des Jahres: Songs und Filme. Sowohl die musikalischen als auch die cineastischen Highlights des zurückliegenden Jahres werden hier bei adlerkuss heute und in den nächsten Tagen (Wochen?) nochmal in ungeheuer subjektiven Top-10-Listen vorgestellt . Los geht es mit den besten Liedern des Vorjahrs, ausgewählt sind die Songs jedoch wieder mit dem Vorbehalt, keine Lieder zu verwenden, die auf einem der meiner bescheidenen Meinung nach zehn besten Alben des Jahres zu finden sind. Mithilfe dieser nerdigen Spielregel ist es deutlich leichter, versteckte Perlen und Einzelveröffentlichungen zu ihrer wohlverdienten Erwähnung kommen zu lassen. Hier nun also Platz 10-6 der besten Songs des Jahres, die nicht gleichzeitig auf einem der zehn besten Alben des Jahres 2016 enthalten sind:



10. The Stone Roses: Beautiful Thing

Die legendären Stone Roses lassen auf ihrem erst zweiten neuen Song nach 21 (!) Jahren Pause ihren klassischen Sound der Madchester-Ära aufleben. Es groovt und funkt bei Drums, Bass und John Squires Gitarrenhexerei, dazu Ian Browns lässig vorgetragene Vocals mit viel Hall. Das wird heutzutage keine neuen Hörerschichten mehr vom Hocker reißen, ist für Fans aber definitiv ein schönes Ding.



9. LVL UP: Pain

Ein wunderbares Liebeslied des Quartetts aus New York für eine Person, der in der Vergangenheit schlimmes angetan wurde und zugleich ein wunderbares Hasslied dem damaligen Übeltäter gegenüber. Sehr clever konstruiert weichen die Worte und die eingängige College-Indie-Rock-Melodie, die in der ebenso düsteren, wie letztlich kraftlosen Drohung “I hope you’re cold/ I hope you grow old/ And never find love” münden, zuletzt einem kraftvollen Gitarrengewitterlärm, der bloße Emotion ausdrückt.




8. dodie: Sick of Losing Soulmates

dodie ist ein britischer YouTube-Star, die dort schon seit vielen Jahren ungeheuer erfolgreich eigene Lieder und Coverversionen postet sowie wie Youtube-Stars es nun einmal tun ungeheuer viel vor sich hin plappert. Im November 2016 veröffentlichte dodie ihre erste EP und das Glanzstück ist die sparsam instrumentierte, herzzereißende  Ballade "Sick of Losing Soulmates": "I can finally see you're as fucked up as me so how do we win?". Hach.




7. Whitney: No Woman

So schön können Trennungsssongs sein: Die Folkballade der Band aus Chicago, die hier eher im Kalifornien in der Siebziger Jahre auf America's Ventura Highway unterwegs zu sein scheint, ist im besten Sinne nostalgische, wehmütige Sommer-Roadtrip-Musik mit gloriosen Trompeten und tiefen Gefühlen.





6. Oliver Gottwald: Mustangmann

Die Verwandlung des altbekannten Max Mustermann in den Mustangmann ist eine fröhlich-beschwingte Ode ans Ausprobieren neuer Dinge auf Kosten altbekannter Handlungsmuster und beweist einmal Gottwalds Talent und Sinn für den hintersinnigen Ohrwurm mit Tanzappeal. Nach der "Lieblingslieder"-EP, die im Frühjahr kommen soll unbedingt Ausschau halten!