David O'Russell inszeniert die wahre Geschichte des Boxers Mickey Ward gerade in der ersten Hälfte des Films als authentische, hochinteressante Milieustudie der weißen Arbeiterklasse und kann dafür auf hochkarätige darstellerische Leistungen zurückgreifen. Besonders Christian Bale als der hochgradig dynamische, aber gleichzeitig äußerst labile Dickie und Melissa Leo, die mit enormer Power die White-Trash-Variante des Matriarchats vorführt sind ein wahrer Genuss. Etwas schade, dass Mark Wahlberg in der etwas glatten und brav gezeichneten Hauptrolle da nicht ganz mithalten kann und es zwischen ihm und Amy Adams an der gewissen Chemie mangelt, sodass diese Beziehung wenig glaubhaft und nie wirklich berührend ist.
Im weiteren Verlauf geht "The Boxer" leider zunehmend den altbekannten Weg des konservativen Sportdramas vom Außenseiter zum großen Showdown im Ring und von schmissiger Musik unterlegte Trainingsmontagen von Boxern in grauen Jogginganzügen sollten von Stallones Rocky-Reihe eigentlich urheberrechtlich geschützt sein, da sie überall anders – wie auch hier – den faden Beigeschmack des Abklatsches kaum vermeiden können. "The Boxer" ist ein guter, aber kein hervorragender Film, dessen Stärke die Darstellung der Familienverflechtungen der Wards ist, der im Vergleich mit legendären Boxerfilmen wie "Rocky" oder "Wie ein wilder Stier" allerdings technisch k.o. geht.
Deutscher Kinostart: 07.04.
Wertung: 3,5 von 5 Adlern.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen