Mittwoch, 28. Dezember 2011

Ein Blick auf die Hitparade

Ein aktueller Blick auf die Spitze der offiziellen deutschen Single-Charts lohnt sich, denn es muss lange her sein, dass Platz 1 und 2 derart geschmackssicher besetzt waren wie in dieser Woche. Sind the kids doch alright und es gibt ein Leben nach David Guetta? Oder besorgen sich inzwischen doch wieder viele Menschen gesetzteren Alters einzelne Lieder per bezahltem Download? Wie auch immer:

Den Platz an der Sonne hält Lana del Rey, deren herrlich trauriger Song "Video Games" mehr als nur ein bisschen an die große Nancy Sinatra erinnert, sowohl was del Reys schnurrendes Timbre, als auch was das orchestrale Arrangement angeht. Man kann natürlich diesen ganzen Stil für völlig altmodisch, melodramatisch überzogen und uncool halten, deutlich mehr Vergnügen hat man allerdings, wenn man sich schwelgerisch auf die Verführung durch Sirene del Rey einlässt.



Direkt dahinter folgen Gotye feat. Kimbra mit "Somebody That I Used to Know". Der australische Singer-Songwriter mit belgischen Wurzeln ist in seiner Heimat schon länger populär, doch erst dieses Duett mit der Neuseeländerin Kimbra, bei dem beider Stimmen wunderbar harmonieren und das auf sehr bittersüße und dennoch ohrwurmlastig groovende Art und Weise von einer missglückten Beziehung berichtet, bescherte ihm auch auf dieser Seite der Erde großen Erfolg.



Und wenn man vom weiteren Material aus den jeweiligen Alben ausgehen mag, dann könnte das wohl tatsächlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Lana del Rey oder Gotye auf den vorderen Plätzen der Hitparade landen. Deswegen hier gleich noch zwei weitere Anspieltipps als Kaufempfehlung für Gotyes diesen Monat erschienenes Album "Making Mirrors" und Lana del Reys heißersehntes Debüt "Born to Die", das ab 27. Januar 2012 erhältlich sein wird.



Sonntag, 11. Dezember 2011

adlerkuss im Advent: adlerkuss' liebste Weihnachtsmusi (8)

Wie versprochen am heutigen dritten Adventssonntag die zweite Hälfte von adlerkuss' diesjähriger feinster Auslese der weihnachtsfestlichen Unterhaltungsmusik. Wie immer zum Anhören und Herunterladen. O du fröhliche Weihnachtsmusikzeit! Der ebenso auf dem absteigenden Ast befindliche wie fiktive Altrocker Billy Mack nimmt in der romantischen Weihnachtskomödie "Tatsächlich Liebe" eine Coverversion von "Love is All Around" auf - "except that we've changed the word 'love' to 'Christmas'!", wie Mack im Film triumphierend einem Radiomoderator erzählt. Auf unwiderstehliche Art und Weise von Bill Nighy als Billy Mack dargeboten, ist "Christmas is All Around" ein augenzwinkerndes Weihnachtsvergnügen mit definitivem Ohrwurmfaktor.  

"It Came Upon a Midnight Clear" ist ein Mitte des 19. Jahrhundert entstandenes Weihnachtslied, das den Lobgesang der Engel anlässlich Christi Geburt zum Thema hat. Die vor allem durch "Kiss Me" und ihre Version von "There She Goes" bekannte amerikanische Band Sixpence None The Richer legte 2003 eine sehr winterlich träumerisch elegante Version der klassischen Melodie vor.  

Für das legendäre und großartige Zeichentrick-TV-Special "A Charlie Brown Christmas", von dem hier letztes Jahr schonmal die Rede war, komponierte Jazzmusiker Vince Guaraldi 1965 den Soundtrack. 2011 coverte Mayer Hawthorne auf durchaus gelungene Art und Weise die sehr zum Kuscheln vorm Kamin einladende Pianoballade "Christmas Time Is Here" und erinnert dabei an einen croonenden Elvis Costello.
   

Der einzige deutschsprachige Beitrag in dieser Selektion wurde im vergangenen Jahr in einem Kommentar empfohlen und ist in seiner Schilderung des weihnachtlichen Besuches eines Pärchens bei ihren Eltern wahrlich sowohl "realistisch", als auch "mit dem kleinen extra Schuss Magie" ausgestattet, wie BB es den Nagel auf den Kopf treffend im Kommentar formulierte. Denn manchmal ist es doch wirklich so einfach, wie es Indie-Ikone Olli Schulz im herzerwärmenden "Merry Christmas" formuliert: "'Merry Christmas' ist wenn du mich küsst, alles andere ist egal."  

Der kanadische Liedermacher Ron Sexsmith formulierte in seinem textlich wie melodisch zarten und wunderschönen Gitarrenstück "Maybe This Christmas" im Jahr 2002 die Hoffnung, dass vielleicht ja diese Weihnachten Liebe und Verständnis vorherrschen werden. Der fromme Wunsch wurde zum Titel einer mehrteiligen Serie von durchaus empfehlenswerten und namhaft besetzten Indie-Pop-Weihnachtssamplern und tauchte außerdem im Soundtrack von Westküsten-Dawson's-Creek-Abklatsch "OC California" auf.  

Mein erklärter Favorit in dieser Weihnachtsmusiksaison ist "Hallelujah (Christmas Is Here)" von der norwegischen Band Sunturns. Das Lied ist festlich, hymnisch, niedlich und groovy zugleich und könnte von einer vom Weihnachtsmann persönlich abgesegneten Mixtur der besten Seiten von Vampire Weekend und Belle & Sebastian stammen. Außerdem ist es das erste mir bekannte Weihnachtslied, in dem Eminem erwähnt wird. Herrlich!  

Eine nicht ganz so traditionelle Weihnachtsfeier im Familienkreis, bei der Margaritas gereicht werden ("'cause we all want one!") und niemand so genau weiß, was man vom neuen Freund der kleinen Schwester halten soll, da dieser ja Mexikaner ist, beschreibt "Merry Christmas From the Family". Schöner als die Originalversion des Countrybarden Robert Earl Keen ist die reduziert instrumentiert und als Duett arrangierte Fassung von Lindley Ruth and Her Tipsy String Band feat. Jordan Hall. "Blue Christmas", von dem man eh nie genug kriegen kann, gibt's als Coda auch noch dazu.  

Ebenso respektlos wie witzig ist "Whiskey Christmas" von Darby O'Gill and the Little People, eine schunkelselige Ode an Alkoholmissbrauch statt Weihnachtsbrauch im Stile eines Irish Pub Songs. Besonders die Tatsache, dass ein Kinderchor im Refrain fröhlich mitsingt, ist herrlich politisch unkorrekt (gerade ganz am Ende des Songs!). Man beachte auch den Albumtitel, kicher...  

Auch in diesem Jahr führt kein Weg an George Michaels ewiger Reminiszenz an die Liebschaft der vergangenen Weihnacht vorbei. In den deutschen Single-Charts belegt "Last Christmas" derzeit Platz 31 (Tendenz steigend) und auch im Finale der britischen Version von X-Factor schmetterte einer der Kandidaten heute Abend den vor 27 Jahren von Wham! veröffentlichten Klassiker des Weihnachtspops. Ganz mutige Gruselfreunde können hier auch mal bei Matthias "Verdammt ich lieb' dich" Reims ganz schrecklicher, brandaktueller Neufassung "Letzte Weihnacht" reinhören und natürlich gibt es auch auf dem songeigenen Blog zahllose Herangehensweisen an den Evergreen. Einfach nur sehr gut gelungen ist jedoch die Version von James Dean Bradfield aus dem Jahr 1996. Das sehnsuchtsvolle Timbre in der Stimme des Sängers der Manic Street Preachers und die Begleitung durch die Akustikgitarre ersetzen Kitsch und Schmalz durch authentisches Gefühl und erinnern mittels dieser frischen Version von "Last Christmas" daran, wie gut der tendenziell doch ganz leicht überhörte Song eigentlich ist.  

Noch einmal eine ganz andere Kategorie von Klassiker ist jedoch natürlich "Stille Nacht, heilige Nacht" von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr, das am Heiligabend 1818 in Oberndorf bei Salzburg uraufgeführt wurde. "Stille Nacht" gilt als das bekannteste Weihnachtslied überhaupt und wurde im Laufe der letzten fast 200 Jahren nicht nur von u.a. Elvis Presley, ">Bing Crosby (der von "Silent Night" mit 15 Millionen die drittmeisten Singles der Musikgeschichte verkaufte) den Roten Rosen oder John Denver mit den Muppets gesungen, sondern auch und vor allem von Millionen unterm Weihnachtsbaum versammelten Familien auf der ganzen Welt. Eine sehr schöne Fassung ist die französischsprachige Version von IAMX. Der ehemaligen Sneaker-Pimps-Sänger kombiniert seine grandiose flamboyante Stimme mit sehr reduzierter elektronischer Begleitung zu einem wunderschönen, äußerst würdigen, getragen festlichen "Douce Nuit".

Donnerstag, 8. Dezember 2011

adlerkuss im Advent: adlerkuss' liebste Weihnachtsmusi (7)

Wie bereits damals im Jahr 2010 präsentiert adlerkuss auch in diesem Advent einen bunten musikalischen Strauß weihnachtsfestlicher Favoriten, sowohl zum Lauschen als auch passend zur milden Zeit der Nächstenliebe und Großzügigkeit immer als mp3, sodass der geneigte und eifrig ladende Leser noch deutlich vor dem Fest einen neuen randvoll gepackten Weihnachtssampler sein eigen nennen kann. adlerkuss liebste Weihnachtsmusi 2011 in zwei Teilen beginnt mit dem wunderschön stimmungsvollen und glöckchenseligen Weihnachtssong der Alternative-Legenden von Smashing Pumpkins. Entstanden 1997 beweist "Christmastime", dass sich Billy Corgan und Co. trotz des Bandnamens nicht nur in Halloweengefilden wohl fühlen.
   

 Aus Phil Spectors wunderbarem Weihnachtsalbum "A Christmas Gift For You", von dem jeder Song hier auftauchen könnte (und im Laufe der Jahre wohl auch wird!) stammt "I Saw Mommy Kissing Santa Claus" in der schmissigen Version der Ronettes. Lyrisch ambivalent handelt das Lied entweder von einem naiven Kind, das nicht durchschaut, dass es sich bei dem Weihnachtsmann um Papa handelt oder von einer durchtriebenen Mommy.  

 Das Folkduo She & Him, bestehend aus M.Ward und der entzückenden, hauptsächlich als Schauspielerin bekannten Zooey Deschanel veröffentlichte im Spätherbst dieses Jahres "A Very She & Him Christmas", das wenig originelle, aber sehr schön anzuhörende Versionen populärer Weihnachtstitel versammelt. Ganz besonders nett ist ihre & seine Adaption von Brenda Lees Fünfziger-Jahre-Hit "Rockin' Around the Christmas Tree".  

 Als herzerweichendes Stück über unerwiderte Liebe zur festlichsten Zeit des Jahres ist "Blue Christmas" seit seiner Erstveröffentlichung durch Doye O'Dell 1948 sowohl beim Publikum als auch für Neuinterpretationen sehr beliebt und weder die Beach Boys, noch King Elvis ließen es sich nehmen, ihre eigene Version beizusteuern. Hier gibt es "Blue Christmas" jedoch in der leicht entkitschten und doch berührenden Version der Indie-Heroen von Bright Eyes.  

 "Christmas Time All Over the World" von Sammy Davis Junior bietet nicht nur swingenden Groove und einen Kinderchor im Hintergrund, sondern auch Weihnachtsgrüße in insgesamt neun Sprachen von Norwegisch bis Japanisch. Letztere werden im Lied zwar etwas kritisch beäugt ("though [...] the language is strange"), aber trotz dieser Prise Anglozentrismus verbreitet der Song wohlige Weihnachtsstimmung. Merry Christmas Everybody!  

 Der grandeurgetränkte Eklektizismus von Get Well Soon hat es 2008 und 2010 in meine Top 5 der Alben des Jahres geschafft und natürlich genügt auch die Weihnachts-EP "Songs Against the Glaciation" dem im Titel angedeuteten Anspruch, selbst Gletscher zum Schmelzen zu bringen. "You're Using All Your Senses Just For Being Sad" hat zwar textlich keinen Weihnachtsbezug, ist jedoch glöckchenerfüllt arrangiert und enthält ein pompöses Sample von Karel Svobodas großartiger Filmmusik zum saisonalen Klassiker "Drei Nüsse für Aschenbrödel".  

"Driving Home for Christmas", die meiner Meinung nach auch durch sehr frequente Verwendung im Radio nicht kaputt zu kriegende Weihnachtssingle von Chris Rea aus dem Jahre 1988, beschreibt sehr schön die Weihnachtsfans wohl bekannte Vorfreude aufs festliche Miteinander während der Heimreise in den Schoß der Familie. Den Song sollte man unbedingt im Reisegepäck haben, wenn überfüllte Autobahnen, Züge oder Flughäfen zur Weihnachtszeit das Leben erschweren.  

Tim Wheeler, der Sänger von Ash (die im Kölschen Sprachraum durchaus auch mal mit der deutschen Teenieband Echt verwechselt wurden) und Songwriterkollegin sowie Lebensgefährtin Emmy The Great haben in diesem Jahr ein sehr erfrischendes und empfehlenswertes Weihnachtsalbum voller stimmungsvoller und textlich augenzwinkernder Perlen veröffentlicht. Eine davon ist das sehr eingängige "Home For Christmas", das sich mit festlicher Jugendliebenostalgie beschäftigt.  

Die amerikanische Indierock-Größen von Yo La Tengo spielen alljährlich eine Reihe von überaus populären Weihnachtskonzerten in ihrer Heimatstadt Hoboken in der Nähe von New York City. Im Jahr 2002 veröffentlichten sie außerdem die saisonale EP "Merry Christmas from Yo La Tengo", auf dem sich unter anderem auch dieses sehr herzige Folk-Cover des Doo-Wop-Klassikers "It's Christmas Time" von The Qualities finden lässt.
   

Nicht eben herzig, jedoch herzhaft rockend ist "Hark! The Herald Angels Sing" in der Version der Roten Rosen, wie sich die Toten Hosen für ihr äußert viel Vergnügen bereitendes Album "Wir warten aufs Christkind" umtauften. Weihnachtsquiz-Trivia: Der Text zu "Hark!" entstand bereits 1739 und gut hundert Jahre später wurde das Lied dann auch erstmals mit der heute üblichen Melodie gesungen, die ursprünglich von einer Kantate des deutschen Komponisten Felix Mendelssohn stammt.  

Die zweite Hälfte von adlerkuss' liebster Weihnachtsmusi 2011 gibt es dann am Abend des dritten Advents. Mehr, wenn ihr mich wiederseht, ihr müsst unbedingt gucken wie's weiter geht! Ho ho ho!

Montag, 5. Dezember 2011

Alles Gute! adlerkuss gratuliert Johannes Heesters zum 108. Geburtstag!

Operettensänger und Schauspieler Johannes Marius Nicolaas Heesters sang 1927 für die Comedian Harmonists vor, entschied sich dann aber doch für eine Karriere bei Operette und Film, wo er in den 30er und 40er Jahren zu den populärsten Stars überhaupt gehörte. Den Graf Danilo aus Lehárs "Lustiger Witwe", der zu seiner Paraderolle wurde, sang Heesters in seiner Karriere über 1600mal. Mit 100 versprach er Thomas Gottschalk auf dem "Wetten Dass!!??"-Sofa 5 Jahre später wieder zu kommen, mit 105 tat er dasselbe und nun ist es wohl rücktrittsbedingt Tommy, der die Verabredung platzen lassen wird. Heesters geplantes Geburtstagskonzert musste wegen eines Schwächeanfalls mit anschließendem Krankenhausaufenthalt zwar abgesagt werden, seinen heutigen 108. Ehrentag feiert der zweitälteste in Deutschland lebende Mann jedoch schon wieder zuhause.

Hier der noch fast blutjunge Heesters mit süßen 89 Jahren als Danilo mit seinem wohl größten Hit: "Heute geh'n wir ins Maxim".



Fröhliches Champagnerisieren zum 108. Geburtstag!