Donnerstag, 17. Dezember 2015

adlerkuss im Kino: Star Wars - Das Erwachen der Macht

Vor 38 Jahren war Darth Vaders Atmen erstmals im Kino zu hören, vor 26 Jahren staunte ich vor dem kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher über den Krieg der Sterne (wie das damals noch hieß) und wollte wie Han Solo sein. Vor 18 Jahren begeisterte mich die Trilogie aufgepeppt im Kino, vor zehn Jahren sorgte die "Geburt" von Darth Vader im definitiv besten von drei eher schwerer zu liebenden neuen Filme für Gänsehaut. Und heute nun startet mit "Das Erwachen der Macht" tatsächlich Episode 7 der Star-Wars-Reihe weltweit in den Kinos.

Das Erbe, das Disney, dem die Marke Star Wars inzwischen gehört, und Regisseur JJ Abrams mit diesem Film antraten war zunächst wohl eher nur ein mittelschweres. Zum einen müsste die Macht in den Machern schon sehr stark sein, um an die klassische Trilogie anknüpfen zu können, zum anderen wäre das Publikum bereits froh gewesen, keinen seelenlosen Blödsinn mit albernen, sprachfehlerbehafteten Echsen zu sehen. Die Erwartungshaltung ging dann allerdings mit Veröffentlichung einer Reihe von Teasern und Trailern, die in fantastischen Bildern eine deutliche optische Orientierung an den Klassikern zeigten, fast wie von Yoda geschleudert schlagartig durch die Decke. In der Mitternachtspremiere erfuhr ich vergangene Nacht nach Monaten zwischen Hoffen und Bangen nun endlich, ob der Hype berechtigt gewesen war.

Auf die Inhaltsangabe möchte ich nahezu komplett verzichten, ganz grob geht es um neue Konflikte zwischen sehr bösen Bösewichten auf der dunklen Seite der Macht und den Guten ungefähr 30 Jahre nach der Schlacht um Endor am Ende von Episode 6.

Neben einer Reihe von nahezu durchweg gelungen konzipierten und gespielten neuen Recken und Helden (wider Willen), gibt es auch ein herzerwärmendes Wiedersehen mit (und zwischen) Leia, Han Solo & Co. Und die klassischen Charaktere haben begeisternderweise weit mehr als bloße Cameo-Auftritte, der von Harrison Ford mit sichtbarem Vergnügen verkörperte Han Solo kann sogar als Herz des Films bezeichnet werden. Trotzdem ist "Das Erwachen der Macht" keine Solo-Solo-Show, denn auch die neue Generation besticht durch spannende Charaktere, deren Geschichten eigentliche klassische Coming-of-Age-Themen aufgreifen, wie zum Beispiel die Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft und das Annehmen neuer Lebensumstände. Die von der britischen Newcomerin Daisy Ridley gespielte Rey ist außerdem mit Sicherheit die stärkste weibliche Figur der Star-Wars.-Historie und die Aussicht, in weiteren Filmen noch mehr über sie zu erfahren, ist bereits Grund genug sich auf Episode 8 zu freuen.

Die eingangs bereits aufgrund der Eindrücke aus den Trailern erwähnte Optik von "Das Erwachen der Macht" ist tatsächlich größtenteils überwältigend, gerade was eine Rückbesinnung auf den "Look & Feel" der originalen Trilogie angeht. Hier wurde viel Wert auf echte Kulissen, Modellbau und Maske gelegt und der Film strahlt somit eine Lebendigkeit, Wärme und gewissermaßen auch Echtheit aus, die den nahezu ausschließlich vor dem Green Screen entstandenen Prequels völlig abgeht.

Während sowohl die Annäherung in der Optik als auch das Wiedersehen mit den alten Bekannten aus Episode 4 bis 6 sehr gelungen ist, sind Abrams und sein Mit-Drehbuchautor Lawrence Kasdan (zu dessen nicht ganz schlechten Büchern "Das Imperium schlägt zurück", Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und auch "Jäger des verlorenen Schatzes" gehören) mit inhaltlichen Parallelen zum ersten "Krieg der Sterne"-Film etwas übers Ziel hinausgeschossen, sodass "Das Erwachen der Macht" vor allem in der zweiten Hälfte phasenweise fast wie ein Reboot oder zumindest wie eine Variation im Sinne der klassischen Musik wirkt.

Trotz dieses zum Adlerabzug führenden Wermutstropfen bleibt "Das Erwachen der Macht" ein sensationell starke Blockbuster-Fortsetzung mit tollen Charakteren, einer perfekten Dosis Humor und (mit einer Ausnahme, bei der die im letzten Abschnitt genannte Problematik sehr offenkundig wird) auch mitreißenden Action-Szenen. Also ab ins Kino und möge die Macht mit euch sein!

Deutscher Kinostart: 17.12.
Wertung: 4,5 von 5 Adlern


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