Sonntag, 9. Januar 2011

Top 10 Filme 2010: Platz 5-1

5. Der Ghostwriter (F/D/GB, Regie: Roman Polanski)

Ghostwriter Ewan McGregor wird engagiert, um die Memoiren des ehemaligen britischen Premierministers zu verfassen. Doch bei den Gesprächen und Recherchen im Alterssitz des Politikers stößt er auf diverse Ungereimtheiten... Der herrlich altmodisch und klassisch inszenierte Thriller im Stile eines Hitchcock bietet hochspannende Unterhaltung und Pierce Brosnan als Tony-Blair-Verschnitt ist ein Hochgenuss.




4. Enter the Void (Frankreich, Regie: Gaspar Noé)

Der mehr als zweieinhalbstündige Film ist der abgefahrenste Kinotrip des Jahres und ausschließlich aus der subjektiven Perspektive des Gelegenheitsdealers Oscar erzählt, der zudem noch sehr früh im Film erschossen wird und fortan als Geist durch in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durch Tokios Straßen und Häuser (und Menschen!) schwebt. Ein cineastisches Experiment, das eine hypnotische Faszination ausübt.




3. I Am Love (Italien, Regie: Luca Guadagnino)

Die wunderbare Tilda Swinton dominiert dieses Familiendrama in der Rolle der Ehefrau eines reichen Mailänder Textilpatriarchen, die eine Affäre mit einem Freund ihres Sohnes beginnt. In wunderbar inszenierten Einstellungen und Kamerafahrten werden sowohl die dekadente Lebensrealität voller Luxus in der Familienvilla, als auch die leidenschaftlich sinnlichen Ausbrüche aus diesem starren Alltagskonstrukt atemberaubend schön auf die Leinwand gebracht.




2. Four Lions (Großbritannien, Regie: Christopher Morris)

Nachdem zwei von ihnen wegen Untauglichkeit aus dem Trainingscamp in Pakistan geflogen waren, bereiten sich vier etwas unterbemittelte muslimische Terroristen in spe (von denen einer daran arbeitet, Krähen zu Attentätern auszubilden) in Sheffield auf einen Selbstmordanschlag vor. Diese teils bitterböse, teils alberne Satire wagt es, muslimische Extremisten lächerlich zu machen und ersetzt damit das Bild der abstrakten Bedrohung durch die Darstellung schwachsinniger, größenwahnsinniger Idioten, ähnlich wie es Charlie Chaplin in "Der große Diktator" mit Adolf Hitler gelungen war.




1. A Single Man (USA, Regie: Tom Ford)

Colin Firth glänzt in diesem an einem einzigen Tag in den Sechzigern spielenden Drama als Collegeprofessor, der den Tod seines Partners bei einem Autounfall nicht überwinden konnte und daher seinen Selbstmord plant. Der geplant letzte Tag seines Lebens entwickelt sich jedoch etwas anders als vorgesehen. Modedesigner Tom Ford inszeniert sein Regiedebüt minutiös und detailverliebt, sodass nahezu jede Einstellung ein perfektes Foto ergeben würde. Die Stilisierung wird jedoch zu keinem Zeitpunkt Selbstzweck, da sie immer als Verstärker der vorherrschenden Emotionen Melancholie und Trauer dient. Einfach großes Gefühlskino, in dem herausragende schauspielerische Leistungen und sensationelle Inszenierung ein perfektes Ganzes ergeben.



Soviel zum Kinojahr 2010. 2011 wird adlerkuss mit zahlreichen Kritiken aktuell anlaufender Filme noch deutlich mehr zum Thema bieten. Bereitet euch auf kindische Begeisterung und gnadenlose Verrisse vor.

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