Montag, 16. Januar 2012

Top 10 Filme 2011: Platz 5-1

Letzte Nacht vergab die Hollywood Foreign Press Association als Appetithappen die Golden Globes, heute kürt adlerkuss die besten fünf Filme des letzten Jahres:

5. Blue Valentine (USA, Regie: Derek Cianfrance)

"Blue Valentine" porträtiert das Zusammenfinden eines Paares (enorm authentisch dargestellt von Ryan Gosling und Michelle Williams) und das Zerbrechen seiner Ehe sechs Jahre später. Wie in einer zeitgenössischen Version von Ingmar Bergmans "Szenen einen Ehe" wird der Zuschauer hier von der (selbst-)zerstörerischen Macht von Liebe und Hass gepackt und erschüttert. Drastisch, roh, ehrlich und getragen von großartigen schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller ist "Blue Valentine" das Feel-Bad-Movie des Jahres.



4. The King's Speech (Großbritannien/USA, Regie: Tom Hooper)

Die Geschichte der Männerfreundschaft zwischen dem späteren englischen König Albert und seinem Sprachtherapeuten ist ein überzeugendes, warmherziges und humorvolles Vergnügen. Wie Colin Firth die Wandlung vom verunsicherten Stotterer, der sich scheut, die Verantwortung der Königsrolle zu übernehmen, zur strahlenden Figur des Landesvaters glaubhaft und subtil mit Leben füllt ist beeindruckend und berührend. Das Darstellerensemble, die Dialoge, Musik und visuelle Ausstattung – alles an "The King's Speech" ist wahrhaft königlich.



3. Melancholia (Dänemark/Schweden/Frankreich/Deutschland, Regie: Lars von Trier)

Die schwer depressive Justine (Kirsten Dunst) ruiniert ihre eigene Hochzeitsfeier und wird von ihrer Schwester Claire aufgenommen, während der bisher unbekannte Planet "Melancholia" (nomen est omen) sich der Erde nähert und auf Kollisionskurs ist... "Melancholia" erinnert in seiner überwältigenden Stilisierung und seinem Pathos an eine barocke Oper, inhaltlich feiert er jedoch den Weltuntergang als definitive Katharsis für eine degenerierte Gesellschaft. Es ist neben der überwältigenden Darsteller auch dieses Spannungsverhältnis, das den Film überaus faszinierend und nachhaltig beeindruckend macht.



2. Submarine (Großbritannien, Regie: Richard Ayoyade)

Wales, 1986: Der fünfzehnjährige Außenseiter Oliver ist verliebt und versucht außerdem, die Ehe seiner Eltern zu retten. Der Kontrast zwischen Olivers durch Voiceover und schicke Schnitte vermittelter Gedankenwelt und seiner tatsächlichen Lebensrealität ist hinreißend komisch, aber auch berührend. Ayoade inszeniert leichtfüßig, anspielungsreich und nähert sich wann immer es passt auch der Ästhetik von Musikvideos. "Submarine" ist sicherlich die beste (Tragi-)Komödie des Jahres, ein kleines, charmantes, absolut gelungenes Meisterwerk, das weit über den Kinobesuch hinaus verzaubert und begeistert.



1. Black Swan (USA, Regie: Darren Aronofsky)

Für die amerikanischen Kritiker war das Ballett-Psycho-Horror-Drama bereits einer der besten Filme 2010, da "Black Swan" in Europa jedoch erst im Januar gestartet war, breitet der schwarze Schwan seine Schwingen bei adlerkuss auf dem Spitzenplatz der besten Filme 2011 aus.

Für die perfektionistische Balletttänzerin Nina (Natalie Portman) geht ein Traum in Erfüllung: In einer Neuinszenierung von Schwanensee soll sie sowohl die weiße Schwanenkönigin Odette, als auch deren schwarzes und leidenschaftliches Gegenstück Odile tanzen. Letzteres traut der charismatische, aber auch zundringliche Regisseur Thomas (Vincent Cassel) ihr aber nur schwerlich zu. Außerdem setzen ihre übermäßig fürsorgliche Mutter (Barbara Hershey), die die eigenen enttäuschten Karriereträume über ihre Tochter auszuleben versucht und die jüngere, unbeschwerte Tänzerin Lily, die zur ernstzunehmenden Konkurrenz zu werden scheint, Nina zusätzlich derart unter Druck, dass sie sowohl physisch als auch zunehmend psychisch zu zerbrechen droht.

Natalie Portman, die bereits 8 Monate vor Drehstart mit dem Training begonnen und zudem für den Film zehn Kilo abgenommen hat, steht in nahezu jeder Szene des Films im Mittelpunkt und ist in der Rolle der zerbrechlichen und zunehmend gebrochenen Nina absolut überzeugend. Aber auch Vincent Cassel als abgründiger Regisseur und vor allem Barbara Hershey als übermächtige Mutterfigur mit Kontrollzwang liefern großartige darstellerische Leistungen ab.

Die visuelle Inszenierung mit ihren sorgsam dosierten Spezial- und Schockeffekten, die herausragenden Darsteller und die großartige Musik von Clint Mansell, der eine Art Albtraumversion von Tschaikowskys Schwanensee geschaffen hat, ergeben ein beeindruckendes Kinoerlebnis, das das Publikum in den Sessel fesselt und ihm vor allem in der furiosen und atemberaubenden letzten halben Stunde den Mund vor Staunen offen lässt. Regisseur Darren Aronofsky, der hier ebenso wie bereits vor zehn Jahren mit "Requiem for a Dream" mit intensiven Bildern eine kranke Seele in Szene zu setzen weiß, ist mit "Black Swan" ein verstörendes Meisterwerk gelungen, das dem Zuschauer durch Mark und Bein geht und ihn auch nach dem Kinobesuch nicht so schnell los lässt.

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