Der wenig erfolgreiche Schriftsteller und Lebenskünstler Jona lernt die Studentin Nora, die unter Angstzuständen leidet, kennen und lieben. Jona wird zu Noras nahezu symbiotischen Rettungsanker bei der Bewältigung des täglichen Lebens, bis die Beschränkung auf die Zweisamkeit bei gleichzeitiger Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber die beiden zunächst zur unangenehmen Innensicht zwingt und schließlich isoliert und zu Ausgestoßenen macht.
Dominik Steiners zweiter Roman nach "Leben und Leben hassen", dem ungeschminkten, gleichzeitig rohen und poetischen Porträt einer Drogenkarriere, beschreibt ebenfalls Zwangszustände und gar so weit entfernt sind Drogenentzug und Panik nicht voneinander. Wie bei einem Süchtigen der Stoff bestimmt die Angst Noras Leben und übernimmt die Kontrolle über den Alltag. Gleichsam Ibsens Nora ist auch Steiners Nora in gewisser Weise in sich gefangen, nur kommt hier der Zwang von innen. Von den beiden Hauptcharakteren, die miteinander funktionieren und sich doch gegenseitig und selbst kaputt analysieren, abgesehen, werden die weiteren Charaktere nur mit sehr groben Strichen gezeichnet und erhalten zum Teil nicht einmal mehr Namen, sondern sind nur mehr der "Philosoph" oder gar über Seiten hinweg "der Typ". Steiners umgangssprachlicher, schneller Stil, der an Philippe Dijan erinnert (der sicher nicht umsonst gleich zu Beginn zitiert wird), ist im Vergleich zum Erstling gereift und zieht den Leser mühelos in seinen Bann.
Auch wenn das bisher gar nicht so geklungen haben mag, ist "Angstgegner" auch eine hoffnungsvolle, ja mitunter mit lakonischem Humor gesegnete Liebesgeschichte zweier Außenseiter und nimmt im letzten Drittel, als die Spirale abwärts den Tiefpunkt erreicht hat in einer atemberaubenden Wendung gar die eigentümliche Form einer ebenso atem- und ausweglosen wie märchenhaften Fluchtgeschichte an, die dysfunktionalen Bonnie & Clyde treffen "On the Road" die Bremer Stadtmusikanten. "Angstgegner" ist ein kurzer, spannender und etwas anderer Roman, der über die Liebe zweier aus unterschiedlichen Gründen marginalisierten Figuren ein ernstes und verstörendes Thema auf ungewohnte Weise verhandelt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen