Robbie Williams' gestern erschienene zweite Kollektion von Swing-Titeln ist zweifellos sein bestes Album seit über 10 Jahren. Im Gegensatz zu "Take The Crown" vom letzten Jahr, das allzu kalkuliert dancepoppig daherkam und das den im Titel erwähnten Kampf um die Krone des King of Pop gegen die Justins dieser Welt reißbrettartig überbemüht und enttäuschend angegangen war, scheint "Swings Both Ways" ein herrlich entspanntes Liebhaberprojekt, ebenso wie dies bereits 2002 bei "Swing When You're Winning" der Fall war. Während es seinerzeit jedoch neben eines neuen Songs praktisch ausschließlich große Standards des Genres von "Somethin' Stupid" bis "Mr. Bojangles" waren, die Robbie Williams gecrooned hatte, ist das Verhältnis diesmal mit immerhin sechs neuen Songs deutlich ausgeglichener.
Bei den neuen Titeln stechen vor allem der wunderbare Radiopophit "Be Gentle", eine inhaltlich erstmals ca. 2024 zum Einsatz kommende Ansprache an Robbies Tochter, sich nicht auf die falschen Jungs einzulassen, sowie das herrlich komische Titelstück "Swings Both Ways" über sexuelle Flexibilität, ein Duett mit dem großartigen Rufus Wainwright, hervor. Die Coverversionen sind allesamt schön gewählt und mit spürbaren Vergnügen vorgetragen , ob es nun Gassenhauer wie "Minnie The Moocher ("ahdi ahdi ahdioooh...") oder etwas weniger bekanntes Material wie "Little Green Apples" (im Duett mit Kelly Clarkson) ist. "Swings Both Ways" ist ein groovendes und berührendes Vergnügen, bei dem sich der Spaß, den die Akteure bei den Aufnahmen ganz offenbar hatten mit Leichtigkeit auf den Hörer überträgt.
Schade nur (zumindest für Nerds wie mich), dass ein sowohl inhaltlich als auch im Design so nostalgieseeliges Album nicht konsequenterweise auch als LP erscheint. Dennoch ist Robbie Williams' "Swings Both Ways" unbedingt ein heißer Kandidat für Weihnachtswunschzettel oder -geschenkkaufliste!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen