Donnerstag, 15. Januar 2015

Top 10 Alben 2014: Platz 10-6

Nachdem mit dem besten Liedern der Rückblick auf die Höhepunkte der kurzen Form abgehandelt ist, folgen nun die besten Musikalben des Jahres 2014. Obwohl wegen Spotify, Grooveshark und Konsorten die Verkaufszahlen von Alben sowohl in physischer als auch in digitaler Form steil nach unten gehen (die Schallplatte ist hier mit 9 Millionen verkauften meist schwarzen Scheiben im Vorjahr allein in den USA - und damit 50% mehr als 2013 als es auch schon 34% mehr als 2012 waren -  ein herrlich sympathischer, dem Zeitgeist widersprechender Ausnahmefall) ist aus kreativer Sicht die Liedersammlung eines Künstlers im Albumformat nach wie vor prächtig lebendig.

Hier nun also Platz 10 bis 6 auf der Liste der meiner Meinung nach besten im Jahr 2014 erschienenen Alben:

10. Crying Day Care Choir: Leave the Kingdom (Mai 2014)

Der weinende Tagesstättenchor wusste bereits mit seiner ersten EP im Jahr 2012 und der Weihnachtsliedkollektion anno 2013 zu begeistern. Im Vorjahr erschien nun mit "Leave the Kingdom" endlich das erste richtige Album der inzwischen zum Quintett angewachsenen schwedischen Folk-Pop-Band. Zu hören gibt es herrlich melodieseelige Folkmusik mit fein arrangiertem Harmoniegesang und hymnischen Refrains, die an Fleet Foxes oder eine weniger glatte Variante von Mumford & Sons erinnert. Dass diese Band nicht bekannter ist, ist ein Skandal.

Beste Songs: Folklore und Hymn for Ragna (A Lover's Life)




9. Leonard Cohen: Popular Problems (September 2014)

Der einmalige und unvergleichliche Poet und Singer-Songwriter Leonard Cohen veröffentlichte am 23. September, zwei Tage nach seinem sage und schreibe 80. Geburtstag, sein 13. Studioalbum "Popular Problems". Abwechslungsreicher arrangiert als auf dem Vorgänger "Old Ideas" raunt sich der Altmeister durch neun Songperlen zwischen Blues, Folk oder hallelujaheskem Hymnus und dank Ex-Madonna-Produzent Patrick Leonard tauchen auch mal poppigere oder gar sanft elektronische Klänge auf. Ein Umstand, der puristische Jüngern eventuell entrüstet, tatsächlich aber eine angenehme Auflockerung der Düsternis der Cohenschen Lyrik bietet. 

Beste Songs: Almost Like the Blues und Nevermind

Leonard Cohen - Nevermind - - www.muzik20.com from El Pueblo on Vimeo.


8. Thom Yorke: Tomorrow's Modern Boxes (September 2014)

Die elektronische Ausrichtung des zweiten Solo-Albums von Radiohead-Frontmann Yorke überrascht nach dem letzten Werk seiner Hauptband und auch schon wenn man sich das Solo-Debüt "The Eraser" von 2006 zurück ins Gedächtnis ruft, natürlich keineswegs.  Dennoch ist es faszinierend mit welcher Konsequenz hier praktisch auf jegliche organisch klingende Instrumentierung verzichtet wurde und stattdessen Beats und Beeps dröhnen, fiepen und rauschen. Die Kombination dieser unterkühlten Klangwelt mit Yorkes intim, warm und verletzlich klingenden Falsettstimme übt einen nahezu hypnotischen Sog aus.

Beste Songs: Interference und  A Brain in a Bottle




7. Damon Albarn: Everyday Robots (April 2014)

Nachdem Blur sich seit 2003 im nur gelegentlich unterbrochenen Winterschlaf befinden, lag Tausendsassa Damon Albarn nicht auf der faulen Haut und veröffentlichte unter anderem (!) vier Alben mit der eklektischen Affenbande der Gorillaz, zwei kollaborative Alben mit afrikanischen Volksmusikern, war Mitglied zweier Supergroups und schrieb zwei Opern. Erst im vergangenen April jedoch gab es erstmals die Veröffentlichung einer Songkollektion unter dem Namen Damon Albarn. Diese bereits formal auffällige Reduktion findet im meist melancholischen Sound von "Everyday Robots" überwiegend ihre Fortsetzung, denn oftmals begnügt sich Albarn mit zurückhaltenden Akzenten auf Klavier oder Gitarre über einem sanften mit zurückhaltenden Loops und Samples angereicherten elektronischen Beat.

Beste Songs: Lonely Press Play und You And Me




6. The Notwist: Close to the Glass (Februar 2014)

Die Weilheimer Indielectric-Größen von The Notwist hatten sich mit diesem neuen Album stolze sechs Jahre Zeit gelassen, das lange Warten hat sich für uns Hörer jedoch gelohnt. Das heiß ersehnte, einen Stilmix von Folk bis Krautrock beherbergenden "Close to the Glass" mit ungewöhnlichen Rhythmen, wildem Elektrogefrickel und großen, wie aus dem Ärmel geschüttelt wirkenden Melodien ist ein weiteres Zeugnis für die gelungene Soundbastelei Marke Notwist. Der eingängige Indierocker  "Kong" wäre in einer gerechten Welt ein Superhit, "Into Another Tune" widerum erinnert in seiner kühlen Beklemmung an die späten Portishead.

Beste Songs: Into Another Tune und Kong

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