Samstag, 28. Februar 2015

adlerkuss im Kino: Fifty Shades of Grey

Die tollpatschige Anastasia Steele (Dakota Johnson), ihres Zeichens Mauerblümchen und Literaturstudentin, begegnet dem wahnwitzig reichen und unverschämt gut aussehenden Prinzen Geschäftsmann Christian Grey (Jamie Dornan) und verliebt sich über beide Ohren. Und auch Christian ist nicht abgeneigt. Jedoch steht der hübsche Herr, der natürlich ein düsteres Geheimnis verbirgt, mehr auf Rohrstock als auf Romantik...

Die Verfilmung ist bei Mega-Bestseller-Büchern von Bibel über Potter bis Panem für gewöhnlich ja nur eine Frage der Zeit. Warum sollte es also beim dreiteiligen Kitsch-BDSMärchen "Shades of Grey" anders gewesen sein?

Eher ungewöhnlich für eine Buchverfilmung ist jedoch, dass der Film "Fifty Shades of Grey" deutlich besser ist als die Buchvorlage "Shades of Grey: Geheimes Verlangen". Drehbuchautorin Kelly Marcel und Regisseurin Sam Taylor-Johnson taten gut daran, den nahezu unerträglich dämlichen inneren Monolog der Hauptfigur Anastasia auf den Buchseiten zurückzulassen, sodass dem Zuschauer sowohl die Unterhaltungen zwischen Anas Unterbewusstsein und ihrer Kapriolen der Freude schlagenden "inneren Göttin" erspart bleiben als auch ihr endloses Kleinmädchengeplapper der Marke "Why does he have such an unnerving effect on me? His over-whelming good looks maybe? The way his eyes blaze at me? The way he strokes his index finger against his lower lip? I wish he'd stop doing that."

Eine ebenfalls willkommene Abweichung zur Buchvorlage ist die Tatsache, dass sowohl Greys krankhafter Kontrollwahn weniger stark betont wird als auch Anastasias Position in der Beziehung der beiden eine stärkere und selbstbewusstere ist, wie zum Beispiel eine von Anastasia dominierte, fast screwballkomödienhaft komische Verhandlungsszene über die Ausgestaltung des angedachten Dom-Sub-Verhältnisses beweist.

Anastasias Stärke ist auch das Verdienst der (für ein Mauerblümchen natürlich viel zu unverschämt hübschen) Darstellerin Dakota Johnson, die trotz manch immer noch vorhandener unfreiwillig komischer Dialogzeile äußerst charmant und nahezu glaubwürdig wirkt. Auch die Chemie mit ihrem insgesamt deutlich blasseren Co-Star Jamie Dornan ist recht gut, vor allem in den längeren Dialogszenen, die in den besten Momenten mehr Erotik versprühen als die Sexszenen. Jene sind nämlich eher konservativ inszeniert und sicher weniger aufregend, als man dies auch im Mainstream-Hollywoodkino bereits vor 20 (Basic Instinct) oder gar 30 Jahren (9½ Wochen) zu sehen bekam und gewinnen hauptsächlich durch den geschickten Einsatz des eleganten Edelpopsoundtracks mit feinen Beiträgen von unter anderem Beyonce und The Weeknd.

Natürlich bleibt es platt und klischeehaft, dass die wahre Liebe hier schlussendlich einen durch frühkindliche Traumatisierung ausgelösten Kontrollwahn überwinden soll (wenn auch erst in den unvermeidlichen Fortsetzungen). Allerdings gilt dies auch für zum Beispiel die Überwindung von bipolaren Störungen und Depressionen durch einen Tanzkurs, wie dies im viel gelobten Film "Silver Linings" vor wenigen Jahren dargestellt wurde.  "Fifty Shades of Grey" bietet nette und überraschend kurzweilige Hochglanz-Kinounterhaltung, die sicher mehr Spaß macht als die durchschnittliche Rom Com. Mein innerer Gott freut sich schon auf Teil 2.

Wertung: 3,5 von 5 Adlern.






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