5. Mitski: Your Best American Girl
Mitskis "Your Best American Girl" ist eine Art traurige "Teenage Dirtbag"-Neuauflage ohne Happy End und mit interkulturellen Disharmonien im Text, dessen gehauchter, fatalistisch-melancholischer Gesang doppelbödig die dickhosigen Weezer-Alt-Rock-Gitarren konterkariert.
4. Richard Ashcroft: This Is How It Feels
Ein fast so überraschendes "Comeback" mit neuer Musik wie den Stone Roses gelang dieses Jahr auch einer der Speerspitzen der britischen Musik der Neunziger Jahre: Richard Ashcroft, die einstige Stimme von The Verve, deren bittersüße Sinfonie bis heute die Herzen der Generation Britpop höher schlagen lässt. Auf "This Is How It Feels" schwelgen nun auch wieder die Streicher (arrangiert vom selben Herrn wie seinerzeit) und Ashcrofts Hymne an das Gefühl der Ohnmacht im Angesicht enttäuschter Liebestrunkenheit lädt zum Schwenken der Arme und Öffnen der Herzen ein.
3. liv: Wings of Love
Lykke "I I follow, I follow you" Li hat gemeinsam mit Mitgliedern von Miike Snow und Björn von den young folks Peter, Bjorn und John das Projekt liv gegründet und gleich der erste, im September 2016 veröffentlichte Song ist von überwältigender Schönheit. Der Hippie-Indie-Pop-Track "Wings of Love" brilliert mit seinem schwebenden Rhythmus, leicht psychedelischem Einschlag und feinem Harmoniegesang. Von diesen Liebesflügeln lässt man sich gern in andere Sphären tragen.
2. Michael Kiwanuka: Cold Little Heart
Michael Kiwanukas zweites Album Love & Hate wird eröffnet vom atemberaubenden Meisterwerk "Cold Little Heart". Das Prog-Soul-Epos klingt wie Pink Floyd feat. Isaac Hayes ohne dabei je kopierend oder berechnend zu wirken. Nach fast sechsminütigem Intro nimmt der Song etwas an Tempo auf und zu einem schleppenden Soul-Rhythmus erwärmt Kiwanukas die Herzen indem er von seinem "Cold Little Heart" berichtet, sühnend Fehler aus der Vergangenheit aufführt und Hoffnung auf eine bessere Zukunft als fragil und trügerisch entlarvt: "Maybe this time I can be strong / But since I know who I am / I am probably wrong".
1. David Bowie: Lazarus
Ähnlich wie "Hurt" bei Johnny Cash (oder, wieso auch nicht, "Out of the Dark" bei Falco) wird die Vorabsingle zu David Bowies letztem Album, das erst wenige Tage vor seinem Tod veröffentlicht worden war, für alle Zeit als sein Schwanengesang im Angesicht des Todes rezipiert werden - und bei einer ersten Zeile wie dem zerbrechlich und fast ungläubig klingenden "Look Up Here, I'm in Heaven" kann man durchaus davon ausgehen, dass das auch so intendiert ist. Und wahrlich ist der zunächst fast noch an The XX erinnernde, später mit bedrohlich dröhnenden Hörnern instrumentierte, düstere Jazzrock-Song ein absolutes Highlight in Bowies Spätwerk. Wunderschön und gleichzeitig immer wieder die Kehle zuschnürend.
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