Samstag, 18. Mai 2019

Top 10 der besten Lieder beim Eurovision Song Contest: Die 90er Jahre (Platz 10-6)

Im Vorjahr blickte adlerkuss auf die neonfarbenen 80er Jahre beim Eurovision Song Contest zurück, nun ist das nächste Jahrzehnt an der Reihe. Die 90er Jahre brachten dem matt, träge und hoffnungslos altmodisch gewordenen Wettbewerb zumindest in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts diverse Reformen: das Landessprachegebot fiel und die Zuschauerabstimmung per Telefonanruf ersetzte die Landesjurys. Irland siegte zwischen 1992 und 1996 spektakuläre vier Mal und prägte mit eher balladeskem Plätschersound auch den Charakter der Beiträge. Kaum zu glauben, dass dies das Jahrzehnt des Eurodance gewesen war. Nach vollständiger Betrachtung aller zehn Wettbewerbe des Jahrzehnts in den letzten zehn Tagen (dauerhafte Schäden schließe ich nicht aus) hier Platz 10 bis 6 der gnadenlos subjektiven Top 10 der besten Lieder beim Eurovision Song Contest in den 1990er Jahren.

10. Aud Wilken - Fra Mols til Skagen

Dänemark erreichte 1995 in Dublin (wo sonst) mit einer rhythmisch spannenden und sehr atmosphärischen Ballade den fünften Platz. Geschrieben wurde der Song von Lise Cabble, die achtzehn Jahre später das Siegerlied "Only Teardrops" für Emmelie de Forest verfassen würde. Aud Wilken richtet sich im Text an ihren Geliebten und berichtet ihm, dass sie ihn von Mols bis Skagen vermisst. Selbst innerhalb Dänemarks ist das jetzt keine allzu signifikante Distanz und entspricht circa einer wenig spektakulären Beteuerung à la: "Ich vermisse dich von München bis Stuttgart." Über solch schwache Metaphorik kann der große Hase, der den kleinen Hasen ja bekanntlich bis zum Mond und wieder zurück liebt, nur schmunzeln.




9. Paul Harrington & Charlie McGettigan - Rock'n'Roll Kids

Mit der sentimental-nostalgischen Ballade für Klavier und Gitarre, die der erste Song der Eurovision-Geschichte war, der auf das begleitende Orchester komplett verzichtete, holte sich Irland 1994 in Dublin (wo sonst) den Hattrick und siegte das dritte Mal in Folge. Wie es Männer Mitte 40 eben so tun, trauern Paul und Charlie im Liedtext ihrer Jugend hinterher, als sie gerne Rock'n'Roll hörten und auch selbst rockten und rollten. In der letzten Strophe wird dann der Bezug zur Gegenwart dargestellt, in der natürlich alles anders ist und man selbst seine besten Freunde aus den Augen verloren hat. Hach ja. 




8. Justyna Steczkowska – Sama

Der polnische Beitrag zum Eurovision Song Contest 1995 in Dublin (wo sonst) ist für den Wettbewerb sehr ungewohnte Kost. Je nach Sichtweise wissen die avantgardistisch atonale Flöteninstrumentierung und die mystisch traurige Atmosphäre des Songs entweder zu verschrecken oder zu begeistern.  Björk dürfte auf dem heimischen Sofa in Reykjavik durchaus angetan gewesen sein, der Rest Europas war verschreckt und Justyna blieb mit diesem mutigen Kleinod eines Songs nur der 18. Platz.




7. Kali - Monté la riviè

Ganz und gar außereuropäisch karibische Klänge brachte Frankreich mit zum Eurovision Song Contest 1992 in Malmö. Auf Antillen-Kreolisch groovt sich der auch als politischer Songwriter bekannte Kali durch das haitianisch anmutende Lied und beschreibt die Reise auf dem titelgebenden Fluss des Lebens.




6. Secret Garden - Nocturne

Nachdem Irland 1992 bis 1994 tatsächlich den Hattrick geschafft hatte, siegte 1995 in Dublin (wo sonst) ein norwegischer Ethno-Folk-Titel mit dem bis dato kürzesten Text aller Eurovisiongewinner. Es werden nur 24 Wörter gesungen und die restliche Laufzeit dominiert ein durchaus leicht irisch-folkloristisch klingendes Geigensolo - zur Sicherheit auch gleich gespielt von einer irischen Violinistin. Zauberhaft!






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen