5. Danijela Martinović - Neka mi ne svane
1998 in Birmingham glänzte Danijela Martinović mit einer einer besonders schönen Variante des klassischen ESC-Subgenres der traurigen und gerne auch mal kitschigen Liebesballade vom Balkan. Und als wenn der Song nicht bereits anrührend genug wäre, verwandelt Danijela ihre Performance auch noch in eine Miniaturinszenierung des Andersenmärchens vom hässlichen Entchen: Zum zweiten Refrain reißt sie sich mit dramatischer Geste und unter dem Jubel des Publikums das schwarze Mäntelchen vom Leib und schmettert den Song als strahlend weißer Schwan zuende. Hach!
4. Linda Martin - Why me?
Die irische Dominanz beim Eurovision Song Contest begann 1992 in Malmö. Johnny Logan, der als Interpret ja in den 1980er Jahren bereits zweimal den Wettbewerb gewinnen konnte (und gar bei adlerkuss damit auf Platz 5 und Platz 1 der besten ESC-Songs der 80er gelandet war), war der Songwriter für Interpretin Linda Martin, die den nur textlich vor mangelndem Selbstbewusstsein strotzenden Schmachtfetzen mit genug Inbrunst vortrug, um die nationalen Jurys zu überzeugen. Johnny Logan selbst reduzierte dann das Pathos in seiner eigenen, ebenfalls sehr schönen Version von 2001 deutlich.
3. George Nussbaumer - Weils da guat got
1996 in Oslo gewann wenig überraschend Irland. Durchaus überraschend und erfrischend war hingegen der österreichische Beitrag zum ESC: George Nussbaumers Gospel-Groove "Weils da guat got" geht gleichermaßen ins Herz wie ins Bein und muss neben "Vo Mello bis ge Schoppornou" als bester Song aller Zeiten in Vorarlbergerischem Dialekt gelten. Nicht nur weil auch George Nussbaumer blind ist erinnert der Song mit seinem unglaublich mitreißenden Backgroundchor an Ray Charles' größte Hits. Ach wäre es nur allgemein gültig so, wie der deutsche Kommentator zum Ende des Songs hier im Video behauptet: "So sind sie, die Österreicher..."
2. Guildo Horn - Guildo hat euch lieb
Guildo Horn, Speerspitze des halbironischen Schlagerrevivals in Deutschland gegen Ende der 90er Jahre blies in drei Minuten voller Bühnenpräsenz und schweißtreibender Intensität den Muff von fast 40 Jahren vom ESC und verhalf mit seinem von Stefan Raab geschriebenen Beitrag zum Eurovision Song Contest 1998 dem Event in Deutschland ungeahnte neue Popularität. Auch Europa konnte dem durchgeknallten Charme der selbsterklärten "singenden Nussecke" kaum widerstehen und wählte Guildo am Ende auf Platz 7. Rückblickend könnten sich die Songzeilen auch auf Guildos Auftritt von 1998 beziehen: "Es gab eine Zeit / eine Zeit voller Zärtlichkeit / da wurden knutschen und knuddeln und lieben / immer groß geschrieben."
1. Toto Cotugno – Insieme 1992
Der Eurovision Song Contest 1990 in Zagreb ist - ein halbes Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer - wie kaum ein anderer aufgeladen mit politischer Botschaft und teils anrührend naiver Hoffnung auf ein zusammenwachsendes Europa in Friede, Freiheit und Einigkeit. Die musikalisch mit weitem Abstand beste Auseinandersetzung mit der Thematik gelang dabei dem Italiener Toto Cotugno, dessen mitreßender Italo-Pop-Song "Insieme 1992" sich im Titel auf die eben 1992 anstehende Gründung der Europäischen Union bezog. Fast beschwörend möchte man knapp dreißig Jahre später dem Kontinent angesichts des Brexit-Debakels und nationalistischer Tendenzen in vielen Mitgliedsstaaten Cotugnos englischsprachige Refrainzeile entgegen schmettern: "Unite unite Europe!"
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