Nachdem mit dem besten Liedern der Rückblick auf die Highlights der kurzen Form abgehandelt ist, folgen nun die besten Musikalben des Jahres 2013, denn trotz iTunes, Spotidingsda und Co. ist die Liedersammlung eines Künstlers in Albumform nach wie vor prächtig lebendig.
10. Moby: Innocents (Oktober 2013)
Der Ex-Punk, Ex-Raver und Immer-noch-Ambient-Electro-Klangteppichzauberer Moby überraschte im Herbst mit seinem elften Studioalbum, das sein bestes seit "Play" im letzten Jahrtausend (1999) geworden ist. Anstatt wie so oft auf alte Samples zurückzugreifen, lädt Moby diesmal illustre Gaststars wie Skylar Grey oder Wayne Coyne von den Flaming Lips als Gastsänger ein, um seine Elektro-Gospel-Stücke zu veredeln. Neben der schrammelnd euphorischen Gospelhymne "The Perfect Life" stechen besonders der bissige Trip-Hop-Soul von "Don't Love Me" und das von Moby selbst gesungene, episch melancholische "The Dogs" hervor.
Bestes Lied: The Perfect Life (Track 5)
9. Daft Punk: Random Access Memories
Der absolute Überhit, auf den sich vom Indierocker über den R'nB-Clubbesucher bis zum gemeinen Antenne-Bayern-Hörer 2013 irgendwie alle einigen konnten, war wohl Daft Punks "Get Lucky", in dem es eigentlich ja auch nur darum geht, dass man so lange in einem Club rumzuhängen plant, bis sich noch jemand zum Abschleppen finden lässt. Erfreulicherweise bietet "Random Access Memories" über die Krachersingle hinaus noch diverse Schmankerl, allen voran das ziemlich abgedrehte Space-Disco-Mini-Musical "Touch" und die Giorgio-Moroder-Hommage/Kollaboration "Giorgio by Moroder". Für eher song- als soundorientierte Musikhörer wohl neben "Discovery" das beste Album der französischen Roboter überhaupt.
Bestes Lied: Touch (Track 7)
8. Atoms For Peace: AMOK (Februar 2013)
Thom Yorke, der Sänger von Radiohead, hatte vor einigen Jahren eine Band zusammengestellt, um sein Soloalbum live aufführen zu können – dabei sind so illustre Namen wie Red-Hot-Chili-Peppers-Bassist Flea oder Radioheadproduzent Nigel Godrich mit von der Partie. Aufgenommen und produziert in den letzten drei Jahren, bietet Atom For Peaces Debütalbum AMOK ein abwechslungsreiches, enorm rhythmisiertes, vielschichtiges, mitunter tanzbares Klangerlebnis, das gleichzeitig organisch und kühl daherkommt oder wie Nigel Godrich es ganz richtig ausdrückt: "a record where you weren't quite sure where the human starts and the machine ends."
Bestes Lied: Ingenue (Track 3)
7. Naked Lunch: All Is Fever (Februar 2013)
"Keep it hardcore, keep it real", gibt Oliver Welter, der Sänger der österreichischen Band Naked Lunch gleich in den ersten Zeilen des ersten Songs programmatisch die Stoßrichtung vor. Und tatsächlich erschaffen die Kärntner Herren um Bassist und Produzent Herwig Mastermik ein fieberhaft hymnisches Album voller majästetisch großer Gesten, Chöre und Streicherarrangements, ohne jedoch je pathetisch oder gar kitschig zu werden, was oft auch der sanften, ja brüchigen Stimme Welters zu verdanken ist. Das ganze erinnert mal an Blur, an die Beach Boys oder an Pink Floyd, bleibt jedoch immer originell und berührend.
Bestes Lied: The Sun (Track 2)
6. Franz Ferdinand: Right Thoughts, Right Words, Right Action
Vier Jahre nach dem mit starken Electroeinschlag versehenen, eher enttäuschenden "Tonight" sind Franz Ferdinand wieder da und haben die Synthesizer und elektronischen Beats weitestgehend zurück gelassen. Und das Resultat ist hervorragend: Die Qualitäten des schottischen Quartetts, nämlich sexy zackige Riffs, eingängige Melodien und clevere bis absurde Texte, strahlen so hell wie seit dem legendären Debüt 2004 nicht mehr. Natürlich wird nicht ganz die All-killer-no-filler-Brillanz jenes Albums erreicht, Tracks wie das an die frühen Killers erinnernde "Stand On The Horizon", der Indiediscokracher "Bullet" oder das fiebrige "Evil Eye" sind aber durchaus superfantastisch. Darauf einen Schampus mit Lachsfisch.
Bestes Lied: Bullet (Track 6)
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