Und hier nun der Rückblick auf die fünf besten Songs bei den 10 Eurovision Song Contests der Nuller Jahre.
5. Marija Šerifović - Molitva
2007 in Helsinki gewann mit der schwermütigen Balkanballade Molitva das erste Mal seit 1995 wieder ein nicht englischsprachiger Beitrag den Eurovision Song Contest. Und dies auch ganz folgerichtig, denn trotz serbokroatischem Text sangen sich Marija und ihre fünfköpfige Unterstützerinnenschar mt ihrer schlichten, aber eleganten Performance und der effektvollen Instrumentierung mit dramatischen Streichern und My-Heart-Will-Go-On-Flöte direkt in die Herzen Europas.
4. Alf Poier - Weil der Mensch zählt
2003 schickte die Alpenrepublik Österreich den Anarchokomödianten Alf Poier zum 48. Eurovision Song Contest nach Riga. Die Nominierung Poiers wurde im Lande von Mozart und Strauss ähnlich kontrovers als Untergang des musikalischen Abendlandes diskutiert, wie es in Deutschland fünf Jahre zuvor bei der ESC-Teilnahme von Guildo "...hat euch lieb!" Horn der Fall war. Der Text von "Weil der Mensch zählt" kann bei aller durchgeknallten Gaga-Qualität auch durchaus als ernstzunehmende Öko-Botschaft im dadaistischen Gewand verstanden werden, mit zusätzlichen Seitenhieben auf Globalisierung und Fortschrittsglauben. Die wilde musikalische Kombination aus Sprechgesang, Kinderlied und Einsprengseln aus Funk und Heavy Metal funktioniert überraschend gut und ist natürlich womöglich auch eine augenzwinkernde Satire auf den eurovisiontypischen Anspruch, es möglichst vielen Zuschauern recht machen zu wollen. Und welch ein Erfolg: Trotz Sprachbarriere erreichte Poier (evtl. aufgrund seiner fantastischen Tanzeinlagen?) mit dem 6. Platz Österreichs bestes Resultat seit anderthalb Jahrzehnten.
3. Patricia Kaas - Et s'il fallait le faire
Mit ihrer Mischung aus klassischem Chanson, Jazz und Pop hatte Madame Kaas bereits 16 Millionen Tonträger verkauft, bevor sie 2009 für Frankreich zum ESC in Moskau reiste. Für den Finaltermin am 2. Juni brach Madame Kaas gar mit ihrer goldenen Regel, niemals an diesem Tag (dem Todestag ihrer Mutter) aufzutreten. Und wahrlich war es ein ganz großer Moment, beim Eurovision Song Contest einer Sängerin dieser Klasse, Eleganz, Grandeur und künstlerischen Reife lauschen zu dürfen. Ihr Vortrag der (für den ESC eventuell zu) zurückhaltenden und fragilen Ballade "Et s'il fallait se faire" sorgte schlichtweg für Gänsehaut. Leider war die Eurovision-Gemeinde an jenem Abend wohl zu sehr auf einen (zugegebenermaßen sehr sympathischen) grinsenden Fiedler aus Norwegen konzentriert, um den großen Auftritt der Kaas entsprechend würdigen zu können. Mit Platz 8 kam "Et s'il fallait se faire" zwar nicht schlecht weg, war aber dennoch unter Wert geschlagen. Quel dommage!
2. Verka Serduchka - Dancing Lasha Tumbai
Der Ukrainer Andrej Mychajlowytsch Danylko spielte bereits 1997 in seiner eigenen Comedy-Talk-Show die ältere und etwas verrückte Dame Verka Serduchka. Zehn Jahre später zog es Frau Serduchka schließlich zum Eurovision Song Contest nach Helsinki, wo sie mit Sicherheit den abgedrehtesten und glamouröstesten Auftritt des Abends hinlegte. Schon allein auf das spektakuläre Outfit, ein von einem riesigen, paillettenbesetzten fünfzackigen Stern gekrönter silbrig-glitzerndem Kapuzenmantel, wäre Lady Gaga noch heute neidisch. Und auch musikalisch ist "Dancing Lasha Tumbai" mindestens so überzogen wie die Kostümwahl des Interpreten. Die programmatische Marschrichtung erfährt der Zuhörer gleich zu Beginn des ukrainisch-russisch-deutsch-englischen Beitrags: "Me English nicht verstehen! Let's speak dance!" Und wahrlich lässt einem die aberwitzige, von einem gnadenlosen Discobeat unterlegte Akkordeonmelodie gar keine andere Wahl als zumindest mit dem Tanzbein zu zucken. Verka Serduchka erreichte mit diesem surrealen Fiebertraum von Disco-Ohrwurm den zweiten Platz an jenem Abend und auch nach dem Wettbewerb reichte es für diesen in einigen europäischen Ländern zu vorderen Hitparadenplatzierungen. "Okay, happy end!"
1. Lordi – Hard Rock Hallelujah
Finnland war seit Anfang der Sechziger Jahre nahezu durchgehend beim Eurovision Song Contest vertreten und obwohl das suomische Selbstverständnis der eigenen Nation enormen Sinn für Poesie und Musikalität unterstellt, hat es mit dem Erfolg beim ESC nie so ganz klappen wollen, sodass bis 2005 bei 39 Teilnahmen als bestes Abschneiden ein sechster Platz zu Buche stand, neunmal war man gar Letzter geworden. Es war also wahrlich eine monströse Aufgabe, Finnlands Bilanz aufzupolieren und konsequenterweise schickte man 2006 also auch die aus vier Monstern bestehende Hardrock-Band Lordi zum Eurovision Song Contest nach Athen. Die Nominierung einer kostümierten Metal-Formation sorgte allerdings im Vorfeld für landesweite Entrüstung, sodass es sogar verzweifelte und erfolglose Aufrufe an den Präsidenten gegeben hatte, damit dieser Kraft seines Amtes Lordi vom Song Contest verbannen möge.
Beim Wettbewerb legten die wilden Kreaturen um das auf 40 Zentimeter hohen Plateauschuhen rockende Frontmonster mit der schlechten Gesichtshaut, der riesigen Axt und den eindrucksvollen aufklappbaren (!) Fledermausflügeln dann schließlich einen unvergesslichen Auftritt hin, wie ihn der Wettbewerb noch nie gesehen hatte. Auch musikalisch war der Stampfer mit dem programmatischen Titel "Hard Rock Hallelujah", der schwer an Kiss und Alice Cooper erinnerte, ein headbangendes Vergnügen, das sofort ins Ohr ging, sodass das Gesamtpaket Lordi schließlich mit Rekordpunktezahl den Sieg holte. Und das stolze Heimatland ließ sich nicht lumpen: Zum Empfang nach dem Sieg versammelten sich 70000 Leute in Helsinki, der zentrale Platz in Lordis Heimatstadt Rovaniemi wurde in Lordi Square umbenannt, in den Supermarktregalen wurde Lordi-Cola verkauft und 2007 schließlich zierten Lordi offizielle Briefmarken des Landes. Hard! Rock! Hallelujah!
Beim Wettbewerb legten die wilden Kreaturen um das auf 40 Zentimeter hohen Plateauschuhen rockende Frontmonster mit der schlechten Gesichtshaut, der riesigen Axt und den eindrucksvollen aufklappbaren (!) Fledermausflügeln dann schließlich einen unvergesslichen Auftritt hin, wie ihn der Wettbewerb noch nie gesehen hatte. Auch musikalisch war der Stampfer mit dem programmatischen Titel "Hard Rock Hallelujah", der schwer an Kiss und Alice Cooper erinnerte, ein headbangendes Vergnügen, das sofort ins Ohr ging, sodass das Gesamtpaket Lordi schließlich mit Rekordpunktezahl den Sieg holte. Und das stolze Heimatland ließ sich nicht lumpen: Zum Empfang nach dem Sieg versammelten sich 70000 Leute in Helsinki, der zentrale Platz in Lordis Heimatstadt Rovaniemi wurde in Lordi Square umbenannt, in den Supermarktregalen wurde Lordi-Cola verkauft und 2007 schließlich zierten Lordi offizielle Briefmarken des Landes. Hard! Rock! Hallelujah!
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