Samstag, 23. Januar 2016

Top 10 Alben 2015: Platz 10-6

Obwohl auf dem Plattenteller noch ganz klar Ziggy Stardust zur Trauerarbeit beiträgt und Aladdin Sane aus den Kopfhörern schallt, präsentiert adlerkuss heute die besten Musikalben des Jahres 2015. Auch wenn wegen Spotify, Prime Music und Konsorten die Verkaufszahlen von Alben sowohl in physischer als auch in digitaler Form steil nach unten gehen (die Schallplatte als Craft Beer unter den Musikformaten ist hier mit 12 Millionen verkauften meist schwarzen Scheiben im Vorjahr allein in den USA - und damit 30% mehr als 2014 als es auch schon 50% mehr als 2013 waren -  ein herrlich sympathischer, dem Zeitgeist widersprechender Ausnahmefall) ist aus kreativer Sicht die Liedersammlung eines Künstlers im Albumformat nach wie vor prächtig lebendig.

10. Grimes: Art Angels (November 2015)

Claire Boucher, deren genresprengendes, visionäres "Visions" anno 2012 mit dem Song Genesis mit die perfektesten Pop-Minuten des Jahrzehnts enthalten hatte, bleibt auch auf dem neuen Album "Art Angels" unberechenbar vielseitig, hektisch, überkandidelt und mit einem ungeheuren Talent für Melodie und Beat.  Die absoluten Highlights der durchaus auch anstrengenden Platte sind "Belly of the Beat", ein Zaubermix aus Akustikgitarre, Drumcomputer und High-Pitch-Frauenchor und  "Venus Fly" mit der großartigen Janelle Monaé  der fantastischste Gwen-Stefani-Song, den Gwen Stefani nie gesungen hat.

Beste Songs: Belly of the Beat und Venus Fly



Grimes (feat. Janelle Monáe) - Venus Fly from konrad komrade on Vimeo.




9. Ryan Adams: 1989 (September 2015)

Alternative-Country-Folk-Rocker Ryan Adams (= nicht der von "Summer of ´69") überraschte 2015 zunächst mit der Ankündigung, Taylor Swifts Album 1989 in voller Länge zu covern und schließlich noch viel mehr damit, wie überaus gelungen dieses Album geworden ist.  Ryan Adams gießt die swiftsche Popperfektion abwechselnd in schmissigen Countryrock (der hin und wieder auch an Springsteens E-Street-Band erinnert) sowie hauchzarte akustische Balladen und hat spürbar Spaß dabei. 

Beste Songs: Welcome to New York und Blank Space




8. FFS: FFS (Juni 2015)

Franz Ferdinand und Sparks bilden als FFS eine gut gelaunte, wie für einander geschaffene Supergroup, die in den besten Momenten ihres Albums die theatralische Exaltiertheit der amerikanischen Art-Pop-Veteranen mit dem zackig-groovigen Indierock der Schampus-mit-Lachsfisch-Genießer aus Glasgow zu unverschämt eingängigen Songs zu kombinieren weiß. Ron Maels Falsett und Alex Kapranos baritoneske Stimme harmonieren bestens und auch die augenzwinkernden Texte sind äußerst unterhaltsam, sodass FFS durchaus mehr als "borderline attractive from afar" ist, wie es in einer Zeile des Openers "Johnny Delusional" heißt.

Beste Songs: Collaborations Don't Work und Johnny Delusional



FFS - Johnny Delusional from AB/CD/CD on Vimeo.


7. Belle and Sebastian: Girls in Peacetime Want to Dance (Januar 2015)

"Be popular, play pop and you will win my love" rät die "Everlasting Muse" im gleichnamigen Song auf dem neunten Studioalbum der schottischen Indie-Pop-Heroen von Belle and Sebastian und man kann dieser Zeile durchaus eine gewisse Programmatik des Albums entnehmen. Unerschrocken erweitern Stuart Murdoch und seine Mitstreiter den Sound der Band um an die Pet Shop Boys ("Enter Sylvia Plath") und leider auch ein bisschen an eine Kollaboration mit den Flippers ("Play For Today") erinnernden Euro-Dance-Pop. Ungeachtet der etwas holprigen, stilistischen Vielfalt des Albums schütteln die Schotten natürlich nach wie vor herrliche Popperlen aus den Ärmeln, allen voran den Mitwipphit "Nobody's Empire" und den bassigen Groove von "The Everlasting Muse" mit seinem herrlichen Walzer im Refrain.

Beste Songs: The Everlasting Muse und Nobody's Empire



Belle & Sebastian 'Nobody's Empire' from AR CP on Vimeo.


6. Tocotronic: Tocotronic (Das rote Album) (Mai 2015)

Auf ihrem elften Album widmen sich Tocotronic ganz direkt, unverblümt und unpolitisch den Zaubern der Liebe und der Jugend. Der gesanglich inzwischen tatsächlich recht starke Dirk von Lowtzow croont herrliche Texte im Spannungsverhältnis von Ironie und Kitsch, wie zum Beispiel: "Ich will keine Punkte sammeln, gib mir nur ein neues Leben. Ich will keine Treueherzen, kannst du mir Liebe geben?" Auch musikalisch geht es locker und flockig zu, von ferne grüßen die Smiths und die Stranglers und wir freuen uns über die wohl beste Tocotronic-Songkollektion seit dem ebenfalls selbstbetitelten, seinerzeit schneeweißen Album von 2002.

Beste Songs: Rebel Boy und Die Erwachsenen




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